Belletristik
Étienne de La Boétie
Abhandlung über die freiwillige Knechtschaft
Diese Überlegungen sind 470 Jahre alt, heute aber aktueller denn je: Diktaturen machen keinen glücklich! Lasst euch nicht mit Brot und Spielen abspeisen! Bildung schützt vor einem Dasein als Schaf! Unterwerft euch nicht freiwillig!
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Verlagstexte
Étienne de La Boétie kennt man in der Literatur- und Philosophiegeschichte als Freund von Michel de Montaigne, dem er seine umfangreiche Bibliothek vermacht, durch die Montaigne zu seiner Lektüre und schließlich zum Verfassen seiner "Essais" gelangt. Doch La Boétie war selbst ein kluger Kopf, der antike Texte aus dem Griechischen übersetzte und lateinische und französische Verse verfasste. Seine Streitschrift "gegen einen Tyrannen", sein "Discours de la servitude volontaire", entstand unter dem Eindruck von Revolten des Volkes gegen den König, die in Südwestfrankreich 1548 wegen der Einführung einer Salzsteuer ausgebrochen waren. Sie gilt als Vorläufer des Anarchismus und des zivilen Ungehorsams und dreht sich um die Kernthese der paradoxen, weil freiwilligen Unterwerfung der Unterdrückten unter den Unterdrücker. "Wie kommt er zur Macht über euch, wenn nicht durch euch selbst? Wie würde er wagen, euch zu verfolgen, wenn ihr nicht einverstanden wärt?"
Textprobe(n)
Aber Gott!, was ist dies für ein Ding! welchen Namen soll man ihm geben? welch Unglück! welche Niederträchtigkeit! Eine unzählige Menge Menschen gehorchen, nein, sie dienen gleich Knechten, lassen sich nicht beherrschen, sondern tyrannisieren, haben nichts Eigenes – Vermögen, Eltern, Kinder, ihr Leben selbst, nichts gehört ihnen! Sie lassen sich ausplündern, lassen ihre Weiber und Töchter schänden, dulden alle Grausamkeiten! Und von wem dulden sie das alles? Etwa von einer Armee oder einem barbarischen Heere, gegen welches man sich um den Preis seines eigenen Blutes und Lebens verteidigen müsste? Oder von einem Herkules oder Simson?
Nein, von einem einzelnen Männchen, der nur allzu oft der feigste und weibischste unter der ganzen Nation ist; von einem Menschen, der weit entfernt, an den Pulverdampf der Schlachten gewöhnt zu sein, vielleicht nicht einmal die Staubwolken der Turnierbahn vertragen könnte, der keineswegs die Menschen zwingen kann, ihm zu gehorchen, und öfters der niederträchtige Sklave eines elenden Weibes, des Abschaums ihres Geschlechtes, ist.
[…]
Es ist allerdings auffallend, wenn man hört, mit welcher Tapferkeit die Freiheit die Herzen derer wappnet, die für sie kämpfen – aber was überall, was alle Tage, was vor jedermann geschieht, dass nämlich ein einzelner Mensch hunderttausend Städte zu Boden tritt, sie ihrer Freiheit beraubt, wer würde dies glauben, wenn er es bloß hörte und nicht mit eigenen Augen sähe? Und wenn so was nur in fremden Ländern, nur in entfernten Erdstrichen zu sehen wäre, und nur durch Erzählungen bekannt gemacht würde, wer würde es nicht vielmehr für eine Erdichtung als für eine wahre Geschichte halten? Und es ist ja nicht einmal nötig, gegen diesen einzelnen Tyrannen zu streiten oder sich gegen ihn zu verteidigen; er ist gestürzt, sobald das Land nicht mehr einwilligt, sein Sklave zu sein.
Man darf ihm nichts nehmen, man gebe ihm nur nichts. Das Land soll sich nicht einmal bemühen, etwas für sich zu tun, es bemühe sich nur, nicht etwas wider sich zu tun. Die Völker lassen sich also willig plagen und helfen selbst dazu, weil, um frei zu sein, sie nur aufhören dürften zu dienen.
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Abhandlung über die freiwillige Knechtschaft
Essayistik
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ALS BUCH:
Hardcover
96 Seiten
Format: 110 x 165 mm
Auslieferung: ab 1. März 2016
D: 7,00 Euro A: 7,00 Euro CH: 10,00 CHF
ISBN (Print) 978-3-99039-081-8
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Der Verlag im Netz:
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Bernd Schuchter (Verleger)
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