x
Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt

Belletristik

Usama Al Shahmani

Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt

In seinem neuen Roman erzählt Usama Al Shahmani von den Verwüstungen einer Kindheit und Jugend in Diktatur und Krieg, vom Exil und dem Verschwinden einer Welt, die einst Heimat war.

Verlagstexte

Dafer Schiehan hat es geschafft. Trotz negativen Asylbescheids hat er Deutsch gelernt, eine Arbeit gefunden, eine Aufenthaltsbewilligung erhalten. Er hat eine kleine Wohnung am Rande von Weinfelden und eine Arbeit in Kreuzlingen als Tellerwäscher.

Aber eigentlich ist er Akademiker. Eigentlich ist er ein politischer Flüchtling, geflohen vor Saddams Schergen wegen eines missliebigen Theaterstücks. Hals über Kopf geflohen, mit der finanziellen Unterstützung seiner Familie. Als der Betrieb ihm Ferien verordnet wegen Umbaus, sitzt er in seiner Wohnung, schaut aus dem Fenster und grübelt. Seinen Eltern hat er nie gesagt, was er arbeitet. Auch als er es nicht mehr ausgehalten hat in seinem Exil und zurückgereist ist zu seiner Familie in den Irak, ist er im Vagen geblieben. Warum hat er ein schlechtes Gewissen? Wovor hat er Angst? Wie soll es weitergehen? Auf der Flucht vor seiner inneren Unruhe findet er sich wieder im Wald.

Downloads

© Cover: Verlag, Foto(s): Ayşe Yavaş

Presse- und Autorenstimmen

Al Shahmanis Text greift irakische Kindheitserinnerungen auf bis zur Machtübernahme von Sadam Hussein. Bereits in den ersten Sätzen zeigt sich sein typischer Erzählstil, in dem alles Natur und alles belebt ist.

(

Nora Zukker, Tagesanzeiger

)

Textprobe(n)

Dafer sitzt an seinem Küchentisch und wartet, worauf, weiß er nicht. Es ist Nacht, spät ist er von der Arbeit gekommen. Ab morgen hat er Ferien. Zwangsferien, das Restaurant wird umgebaut.
Müde sitzt er da und denkt nach. Ihm ist, als klopfe er an die Tür seines Exils, wie so manchen Tag. Weder wird die Tür geöffnet, noch hört er auf zu klopfen. Er weiß nicht, wie dieses Dilemma ein Ende nehmen soll.
Er erinnert sich an seine Jugend, als er gegen sich selbst Schach spielte. Er saß vor dem Schachbrett, stellte die Figuren auf und begann die Partie. Sein Gegenüber kannte er nicht. Mal gab er ihm die schwarze, mal die weiße Farbe. Er spielte auch für die unbekannte, unsichtbare Person, die gegen ihn war, gut und zuverlässig. Er gab sich Mühe, dass die Person hinter seine eigene Taktik kam und sich verteidigen konnte. Er pendelte konzentriert zwischen sich und ihr hin und her, und manchmal ließ er sie gewinnen. Und immer fragte er sich am Ende, wer nun das Spiel gewonnen hatte.
Eine Antwort fand er nicht, aber er wusste, wie es war, Sieger und Verlierer gleichzeitig zu sein. In seinem Rücken saß manchmal Großmutter und sah ihm zu. Es kommt ihm vor, als sei es gestern gewesen. Wäre es möglich, dass er sich all diese Jahre nureingebildet hat, dass er in Wirklichkeit nur eine Nacht geschlafen hat und eben jetzt im Exil aufgewacht ist?
Vor dem Schlafengehen schreibt er Wörter auf kleine Zettel und lässt sie auf dem Tisch liegen.  "Bleibt hier und versucht, tief einzuatmen", sagt er zu ihnen und geht zu Bett. Einige der Wörter haben Angst vor dem Alleinsein, sie beginnen zu zittern. Anderen gefällt die Stille, und sie freuen sich, im Dunkeln auf dem Tisch aus Nussbaumholz zu liegen. Dann beginnen sie zu tanzen und versuchen, einen dünnen Lichtfaden für diejenigen zu flechten, die Angst haben.
Manchmal legt er eines von ihnen unter sein Kopfkissen und hofft, dass es sich in seinen Traum schleicht. «Halwa», schreibt er und legt es unter sein Kissen. Halwa gabs bei Großmutter, wenn er und seine Geschwister sie als Kinder besuchten in den Schulferien. Mit der Süßigkeit begann eine andere Zeit, eine Zeit der Freiheit.
"Träume sind unsere einzigen freien Räume im Irak", sagte ein Freund, "wenn wir uns gut vorbereiten auf einen Traum, gehen unsere Wünsche in Erfüllung." Er verstand nicht, wie man sich auf einen Traum vorbereiten soll, aber diesmal träumt er von Großmutter und ihrer Freundin Aschuak. Sie saßen im Wohnzimmer am Esstisch, Großmutter, Aschuak, seine Mutter und er.

Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt
Roman / Novelle
ALS BUCH:
Hardcover mit Schutzumschlag
176 Seiten
Format: k. A.
Auslieferung: ab 26. August 2022
D: 26,00 Euro A: 26,80 Euro CH: 30,00 CHF

ISBN (Print) 978-3-03926-042-3

Unter der Voraussetzung, dass Sie sich bei uns als professionelle(r) Nutzer(in) registriert haben, können Sie Ihr persönliches REZENSIONSEXEMPLAR durch einen Klick auf den Button „Download“ herunterladen.

Symbol Tablet DOWNLOAD

Die Autorin bzw. der Autor im Netz:

Der Verlag im Netz:

Pressekontakt des Verlages:

Erwin Künzli
+41 (0)44 4458083
kuenzli(at)limmatverlag.ch

Vertriebskontakt des Verlages:

Lukas Haller
+41 (0)44 4458085
lukas.haller(at)limmatverlag.ch