Belletristik
Christoph Höhtker
Alles sehen
Christoph Höhtkers zweiter Roman "Alles sehen" ist die Geschichte eines Tages und einer Nacht, ein Reigen von Schicksalen. Liebe und Sexualität, Gewalt und Gesellschaftswissenschaften – aus den Zentralelementen menschlicher Existenz kondensiert sich die Essenz einer verschwindenden Stadt. "Konnte es doch nicht abwarten und hab mir 'Alles Sehen' ausgedruckt und durchgehechelt und bin wieder schwer angetan." (Frank Schulz)
Verlagstexte
Wie verbringt Michael Brandt den Tag vor dem Date? Wie verbringt man überhaupt einen Tag in der Stadt B.? Grundsätzlich: B. – Alptraum, Wahnfigur oder schlicht ein gereiftes Gemeinwesen? Ein urbanes Experiment, in das Frank Stremmer wirklich zurückkehren will? In dem marxistische Kurierdienste operieren? Das eine eigene Soziologie erfunden hat? Was ist das eigentlich: "Totale Soziologie"? Jan Bargfrede soll Möbel designen, spricht aber lieber mit seinen Fahrrädern – wie lange hält es Marion noch mit diesem Irren aus?
Und wie verrückt muss man erst sein, um in B. ein Sternerestaurant zu betreiben? 72 Jungfrauen warten im Paradies – wird Lösing alias Abdulbaki sie dort besuchen? Muss das "La Terrasse" deswegen in die Luft fliegen? Kriminalhauptmeister Günter Hilter ermittelt privat, doch warum ohne Erfolg? Überhaupt: Wie viel Misserfolg hält ein Mensch, hält eine Stadt aus? Wie wirken Drogen an einem Ort, der selber Droge ist? Und was bleibt am Ende? Der ewige Wind?
Presse- und Autorenstimmen
Endlich! Der neue Höhtker ist da. Mit ›Alles sehen‹ schraubt unser Gewährsmann für literarische Grenzverletzungen seinen erzählerischen Furor in neue Höhen. Genauer: In die Niederungen der Stadt B., der westdeutschen Provinzhölle. Psychogramm einer Epoche. Wie immer sexy, edgy und sehr, sehr lustig. ›Alles sehen‹ – This is not Beschwichtigungsliteratur.
(Jochen Distelmeyer
)Textprobe(n)
Apotheken, Spielhallen, Kneipen, noch mehr Apotheken, noch mehr Spielhallen – obwohl die Ferdinand-Lassalle-Straße einiges zu bieten hatte, sogar eindeutig als Magistrale der Gegend gelten konnte, musste Michael Brandt, der sich wie alle Berufslosen für das Wetter interessierte, immer wieder zum Himmel hinaufschauen. Dort oben formierten sich die Wolken ständig neu; blaue Lücken gaben den Blick frei zu den, wie ihm unerklärlicherweise gerade jetzt einfiel, "Ingenieuren und Pflanzen, die hinter der Sonne warteten". Brandt stoppte vor einem Schaufenster und holte seinen Tabak heraus. Gravierte Bronzeteller? Sieger-Pokale? Keine schlechte Idee vom System, in so einer Ecke so einen Laden zu platzieren. Brandt beugte sich vor und betrachtete einzelne Gravuren. Eine Sportlerin trug knappe, kurze Sporthosen. Unweigerlich sah er das Wesen mit diesem knappen Jogginganzug vor sich, und für einen Moment bohrte sich eine dicke Nadel durch den sanften Drogenschleier dieses Frühnachmittags.
B.-Zentral-Ost. Der nördliche Teil des zentralen Ostens der Stadt B. Michael Brandts aktuelle Gehrichtung: Süd. Um 13:18 Uhr kippte direkt vor ihm das Eisreklameschild einer Lottoannahmestelle-Sonnenstudio-Kombination um. Wenig später zischte eine Plastiktüte waagerecht durch die Luft. Der Wind drosch auf alles ein. Die Wetterlage entwickelte sich. Die Ferdinand-Lassalle-Straße entwickelte sich ebenfalls. Es gab Sachen zu entdecken. Vereinzelt auch Menschen. Auf der anderen Straßenseite zum Beispiel, gegenüber der Moschee, die Brandt gerade passierte, oder dem islamischen Kulturzentrum oder ..., er hatte keine Ahnung, was das eigentlich war, stand dieser große, rotbärtige Mann. Der Mann trug einen weißen Kaftan und eine leuchtend orangefarbene Bomberjacke. Brandt gefielen die kräftigen Töne. Der ganze optische Ansatz hatte mindestens einen Silberpokal verdient, und außerdem: Irgendwo hatte er den Hünen schon einmal gesehen.
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Alles sehen
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ALS BUCH:
Hardcover
320 Seiten
Format: 130 × 195 mm
Auslieferung: ab 28. Oktober 2015
D: 17,90 Euro A: 18,40 Euro CH: 25,90 CHF
ISBN (Print) 978-3-95575-045-9
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Der Verlag im Netz:
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