Verlagstexte

Dave Gahan erzählt seine Geschichte. Doch Wahrheit und Ordnung der Ereignisse sind ihm abhandengekommen: Liegt er immer noch in diesem Hotelzimmer? Oder mitten in Auseinandersetzungen mit Bandchef Martin L. Gore? Oder auf diesem Bärenfell von Britney Spears, die sich gerade an seinem Schritt zu schaffen macht?

Daniel Mezgers neues Buch "Als ich einmal tot war und Martin L. Gore mich nicht besuchen kam" steigt ein in den Kopf von Popdarsteller Gahan, in dessen Lebenszentrum ein Erlebnis steht, das ihm Tiefe verleihen und ihn ausmachen soll - nur kann er sich selbst leider nicht mehr daran erinnern. Darum erinnert er sich und andere gerade immer wieder und immer wieder neu daran.

Ein rasant kluger und bitterböser Monolog über das Erinnern, dem nicht zu trauen ist. Und über die Arbeit an der eigenen Geschichte.

Downloads

Video

Textprobe(n)

Ich habe Britney Spears kennengelernt.
Sie ist nett.
Wir haben uns vor so einem Club getroffen. In L.A. Vor einem der wenigen Clubs hier, vor denen man noch rauchen darf. Sie hat mich um Feuer angehauen. Wir haben ein bisschen gesprochen. Ihr Bodyguard hat böse geschaut. Er hätte auch Feuer gehabt.
Wir haben über die Drogen geredet. Britney sagte, sie habe schon Ewigkeiten nicht mehr gekifft. Ich sagte: Frag mich! Sie fragte: Du? Ich sagte: Nein, das sagt man so, das soll heißen, dass ich auch schon Ewigkeiten nicht mehr gekifft habe.
Ja, ich kam mir alt vor.
Britney hat jetzt ja wieder Haare. Haare stehen ihr besser.
Sie fragt: Kiffen wir einen?
Ich denke: Warum nicht?
Ich sage: Warum nicht?
Sie sagt: Hast du was?
Ich frage: Sehe ich so aus?
Sie lacht. Also lache ich auch.

Sie ist wirklich nett. Meist sind diese Popdinger unausstehlich. Meist erkennen sie einen nicht einmal. Sie erkannte mich natürlich sofort. Aber sie tat so, als beeindrucke sie das nicht. Ich flirtete ein bisschen mit ihr. Sie tat ebenfalls unbeeindruckt.
Jedenfalls sagt sie ihrem Bodyguard, er solle ihr ein wenig Gras besorgen. Der Bodyguard sagt, das dürfe er nicht tun, er schaut mich so an. So streng. Dabei ist sie alt genug. Bestimmt schon Mitte dreißig. Sie hat wieder abgenommen. Ich hatte immer das umgekehrte Problem: Andere Zeiten, andere Drogen.

Jedenfalls will der Bodyguard dann lieber auf sie aufpassen, als uns was zu kiffen zu besorgen. Reingehen und wen fragen wollen wir beide nicht, schließlich sind wir die zwei Vorzeige-Cleanen. Der Bodyguard verhandelt darauf mit Britneys Fahrer. Britneys Fahrer knurrt, er sei dann ja nicht da, wenn Britney fahren wolle. Und Britney sagt, sie wolle erst dann fahren, wenn er wieder da sei. Und der Bodyguard schaut zur Abwechslung wieder streng. Vielleicht ist er auch bloß neidisch, weil ich mehr Tattoos habe als er.
Es geht jedenfalls lange hin und her, bis der Fahrer endlich loszieht und bis der Bodyguard wieder seinen diskreten Abstand nimmt, seine Daumen wieder im Gürtel einhakt und wieder so tut, als höre er uns nicht zu.

Wirklich, Britney ist nett. Wir haben viel gemeinsam. Wir haben es beide nicht mit siebenundzwanzig geschafft.