Sachbuch
Stefan Ineichen
Cap Arcona 1927–1945. Märchenschiff und Massengrab
Mit 53 Abbildungen historischer Postkarten
Mit dem Zeppelin war die Cap Arcona ein Symbol für das Wiedererstarken Deutschlands, in den Goldenen Zwanzigern überquert sie als Luxusschiff der Hamburg-Süd den Südatlantik, dient später der Kriegsmarine in Gotenhafen als Wohnschiff und endet am 3. Mai 1945 vor Neustadt als Massengrab für KZ-Häftlinge.
Andere Titel des Verlags bzw. der Autorin/des Autors
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Verlagstexte
Bald nach ihrer Jungfernfahrt im Herbst 1927 wurde die Cap Arcona zum Lieblingsschiff reicher südamerikanischer Familien. Während nobel gekleidete Herren und Damen mit Bubiköpfen und Topfhüten tropische Sommernachtsfeste auf dem Sportdeck feierten, fuhren im Schiffsbauch südeuropäische Saisonarbeiter nach Argentinien und Brasilien. 1936 brachte der Schnelldampfer Athleten und Touristen zu den Olympischen Spielen in Berlin, in den folgenden Jahren jüdische Flüchtlinge aus Deutschland nach Südamerika.
In Gotenhafen diente der Dreischornsteindampfer 1942 als Drehort für einen deutschen Titanic-Film. Nachdem die Cap Arcona im Frühjahr 1945 in zwei Fahrten Soldaten, Verwundete und Zivilistinnen in den Westen evakuieren konnte, wurde sie in der Neustädter Bucht als schwimmendes KZ genutzt. Als am 3. Mai, wenige Stunden vor dem Einmarsch der alliierten Truppen, Jagdbomber der RAF das vermeintliche Truppentransportschiff versenkten, kamen über viertausend Häftlinge ums Leben.
Textprobe(n)
Wie an den vorangegangenen Tagen brachte eine Barkasse am Morgen dieses 3. Mai die Leichen der seit der letzten Fahrt auf der Cap Arcona verstorbenen Häftlinge an Land. Auf der Cap Arcona herrschte nach wie vor Ungewissheit über das weitere Schicksal der Häftlingsschiffe. Es kursierte das Gerücht, dass die Schiffe mitsamt den Gefangenen versenkt werden sollten. Allerdings sprach die Anwesenheit von SS, Marinesoldaten und Schiffsbesatzung vorläufig gegen eine von offizieller Seite geplante Zerstörung der Cap Arcona und der Thielbek.
Kapitän Bertram war am 29. April in Hamburg mitgeteilt worden, "dass der Graf Bernadotte von Schweden sich soeben bereit erklärt hätte, die Häftlinge mit Ausnahme der deutschen zu übernehmen". Graf Folke Bernadotte ist seiner Aussage zufolge jedoch nie in dieser Hinsicht kontaktiert worden.
Viele der auf verschiedenen Hierarchiestufen für die Räumung der Häftlinge Zuständigen werden während der chaotischen Auflösungsphase des Dritten Reichs keine klare Vorstellung davon gehabt haben, was mit den noch lebenden Häftlingen geschehen sollte. Wichtig war primär, dass sie weg waren, weg zuerst aus Hamburg und dann aus Lübeck. Beide Städte konnten häftlingsfrei und "ordentlich" an die britischen Truppen übergeben werden, die Beseitigung sämtlicher Gefangenen war gelungen – beseitigt im Sinn von abtransportiert oder getötet. Als die ersten britischen Soldaten am 5. Mai 1945 das KZ Neuengamme inspizierten, fanden sie ein menschenleeres Lager vor.
In Anbetracht des Vorgehens der alliierten Luftstreitkräfte, die nach der Zerstörung Dresdens von der Städte-Bombardierung abgerückt waren und sich in den letzten Kriegswochen auf Infrastrukturanlagen, Bahnhöfe und Verkehrsmittel konzentrierten, die in Tieffliegerattacken angegriffen wurden, lag es auf der Hand, dass die in der Neustädter Bucht präsentierte Versammlung von Großschiffen, U-Booten und anderen Einheiten der Marine zum Ziel britischer Jagdbomber werden musste.
Kapitän Bertram schätzte diese Gefahr richtig ein, wenn er bei seiner ursprünglichen Weigerung, Häftlinge an Bord zu nehmen, bemerkte, "dass es in Anbetracht des ungeheuren Risikos zur See während eines modernen Krieges unverantwortlich ist, Menschen ohne die unausweichliche Notwendigkeit ihrer Beförderung zur See, noch dazu in einer derart massierten Form, an Bord zu nehmen". Auch Gauleiter und Reichskommissar für die Seeschifffahrt Karl Kaufmann (der – ohne sich je vor einem Gericht verantworten zu müssen – 1969 als gutsituierter Bürger in Hamburg starb) und dem Hauptverantwortlichen für die Räumung von Neuengamme, dem höheren SS- und Polizeiführer Georg-Henning Graf von Bassewitz-Behr (der 1949 in einem ostsibirischen Gefangenenlager ums Leben kam), wird dieses "ungeheure Risiko" bekannt gewesen sein.
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Cap Arcona 1927–1945. Märchenschiff und Massengrab
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ALS BUCH:
Hardcover
240 Seiten
Format: k. A.
Auslieferung ab 30. April 2014
D: 34,80 Euro A: 34,80 Euro CH: 34.80 CHF
ISBN (Print) 978-3-85791-769-1
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