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der rest ist resonanz. gedichte

Belletristik

Rike Scheffler

der rest ist resonanz. gedichte

Reihe Lyrik, herausgegeben von Daniela Seel, Band 36

„die klanggebilde. plosives skelett. gedichte als orte, ohne korsett. wo ich bin, wenn ich liebe. utopie und reprise. wie weit kann ein vokal mich tragen, silben, und ein fußpedal? brech dir kein haar. wenn ich drüber schreibe – bin ich schon zu spät.“ Rike Scheffler

Verlagstexte

Wie lautet die erste Zeile in Ihrem Buch?

angenommen aber, man bastelt am großen abmalen

Was bedeutet literarische Tradition für Sie?

Geschichten, und wie wir gewohnt sind, sie zu hören,
sie zu nutzen, als Handschuh, zur Einrichtung in Realität. Kluge Köpfe, Herrschaft, aber natürlich auch: große Inspiration.

In welcher anderen Sprache als ihrer Muttersprache würden Sie gern dichten können?

Das ändert sich immer, wenn ich mit einer neuen Sprache in Berührung komme. Gerade Dänisch. Wegen der schönen Diphthonge und Kehllaute. Ich habe den letzten Sommer in Kopenhagen verbracht, und viele Lesungen genossen, ohne auf semantischer Ebene alles zu verstehen. So konnte ich mich auf die klangliche Ebene konzentrieren. Ich mag die Balance zwischen den ausschweifenden Gesten der Vokallaute und den harten, geordneten Konsonanten, wie da der Kiefer plötzlich eine Etage tiefer sackt.
Eine zweite Sprache, die mich begeistert, ist Amharisch. Ich arbeite seit einigen Wochen mit der äthiopischen Dichterin Mihret Kebede an einer Performance für das "Festivial of Future Nows," das Anfang November in Berlin stattfindet. Ein großes Glück, diese Zusammenarbeit. Wir entwickeln gemeinsam einen lyrischen Dialog über politische und persönliche Distanzen, ein Gespräch über diese Gestrüppe von Nationalitäten und gesellschaftlichen Ordnungen hinweg – Mihret hat 7 Vokale, um zu kommunizieren, ich habe nur fünf!

Ist Lyrik essentiell?

(für mich) ja.

Was möchten Sie sein?

Während meiner Zeit in Dänemark traf ich auf Kutti Revathi, eine indische Dichterin, Ärztin, und Feministin. Kutti hat politische Bedrohung und Verleumdung erlebt, weil sie einen Gedichtband veröffentlicht hat, mit dem Titel "Mulaigal" – zu Deutsch "Brüste", in dem sie neue, eigene Narrative für sich, ihren Körper, ihre Lebensrealitäten formuliert. Sie sagte im Gespräch mit mir: "Being a writer and being an activist are two sides of the same coin. I cannot see how anyone can seperate them." Und ich stimme ihr zu.

Was sollte man nach der Lektüre Ihres Buches machen?

Handeln. Und es genießen. ☺ Wer das Buch aufschlägt, findet dort auch schon Platz dafür, mal in leichtem, mal sehr ernstem Ton. Und falls die Ideen fehlen, gibt es Listen, Handlungsanweisungen, Instruktionen, die bereits Gedichte sind.
Viele der Texte handeln selbst, von Liebe, im weitesten Sinne. Und wenn ich "du" schreibe, sind am Ende alle gemeint. Ich habe Platz gelassen, für die Leser_innen. Zwei Verse sind für mich hier bedeutsam: Einerseits ein Auszug aus Sapphos 16. Fragment, das dem ersten Kapitel vorangestellt ist: "it is what you love", und andererseits der Titel "der rest ist resonanz". Die beiden ergeben für mich ein Spannungs-/Handlungsfeld, in das sich die Leser_innen durch die Lektüre der Gedichte begeben können. Und vielleicht kommt dann die Frage auf: Was ist es denn, was ich liebe? Und wie resoniert es in mir?
Im Gegensatz zu Linus Westheuser glaube ich nicht, dass Lyrik die Verbindung von Erleben und Handeln kappt. Ich mag es, wenn Sprache Gedichte und Klänge erzeugt, die anregen zur Bewegung, zum Tun, zur Reflexion. Im besten Fall schaffen es die Worte, Metaphern, mich, meine Wahrnehmung zu erweitern, sich einzuschleichen in Welt, im schönsten Fall gehen Erleben, Reflexion und Handlung Hand in Hand, trotz aller Widersprüche und Schwierigkeiten.

(open mike, 23.10.14, )

Downloads

© Cover: Andreas Töpfer, Foto(s): Valerie Schmidt

Presse- und Autorenstimmen

"... und wie man (sic!) sieht, nutzt sie auch weidlich die Rhythmik der Sprache, ihre Musikalität."

(

Der Hotlistblog, 23.11.2014

)

Video

Textprobe(n)

angenommen aber, man bastelt am großen abmalen,
am auslassen der farben am see. unruhig stellen sich fragen,
leinwände fallen auf gegenstände, am ufer stemmen sie sich
in den sand. man meint zu erwägen, schatten hätten mehr gewicht.
und wäre das nichts: man ist eine frau, man weiß, von vordächern
kann es genauso kalt schütten wie aus freien himmeln, salz,
flüssig gerieben, und nachtisch sind im gepäck:
eine decke, eine angel, ein ganzer arm sachen,
die einen hoffnungslos glücklich machen.

offensichtlich sich wehren dagegen, anstand haben,
abstand: man geht angeln. armselig dörrt am ufer der fang.
feuer verglimmt. abends nachgeben, schwimmen.
stilles wasser schlucken, alleine nicht lang,
ein gekrümmtes bündel im schlafsack, beim see.

 

über nacht sich im schweigen üben, bemüht, die silben
nicht zu beschmutzen, spucke zu nutzen für ärgeren unfug:
fisch und hänfling einander vorstellen. träge biegt sich das schilf.
unter obhut stromern am sonntag touristen, handtücher,
alles nach maß. man kennt das, hat selbst schon briefe geschrieben
mit kaltem bleistift, für die, die man liebt, und man wünschte,
die silberne linie würde nicht stimmen, binnen sekunden anders fallen,
an der brust angefangen, nicht richtung kopf zielen,
die spitze der mine, schwer schätzbar, wie tief.

dinge geschehen, wie wahr, wenn man sie lässt. planung
oder fügung, man steht am wannsee und winkt der geschichte.
entschärft seine sprache, reibt sich an ihr auf.
man haftet an wurzeln, hadert beim abmalen,
geht abermals angeln, festhalten am anstand, ritual.
es rudert sich leichter zurück, stimmt einem der abwind,
man gibt sich diesem abwind, ohne ihm zu vertrauen.

der rest ist resonanz. gedichte
Lyrik
ALS BUCH:
Broschur

Mit Umschlag-Poster, gestaltet von Andreas Töpfer

72 Seiten
Format: 130 x 210 mm
Auslieferung ab 15. Dezember 2014
D: 19,90 Euro A: 19,90 Euro CH: auf Anfrage

ISBN (Print) 978-3-937445-65-6

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Pressekontakt des Verlages:

Daniela Seel
+49 (0)30 40053974
daniela.seel(at)kookbooks.de

Vertriebskontakt des Verlages:

Daniela Seel
+49 (0)30 40053974
daniela.seel(at)kookbooks.de