Belletristik
Stevan Tontić
Der tägliche Weltuntergang
Gedichte Serbisch - Deutsch
Aus dem Serbischen von Sabine Fahl, Cornelia Marks, Richard Pietrass, Zvonko Plepelić, André Schinkel, Bärbel Schulte
Edition Serbische Lyrik
"Ich habe diese Gedichte in der dreckigsten und schlimmsten Zeit geschrieben, in der Zeit des Hasses und des Mordens und der Vertreibung von Menschen. Ich habe sie geschrieben, während ich darauf wartete, dass man mich umbringt, furchtbar verletzt oder auf jede erdenkliche Weise erniedrigt", schreibt der bosnisch-serbische Autor Stevan Tontić zu seinen Gedichten. Sie sind Lyrik gegen das Nichts: Ästhetischer Glanz in dreckigen Zeiten.
Andere Titel des Verlags bzw. der Autorin/des Autors
Verlagstexte
In einer Stadt, in der 1992 Bücher brannten, schrieb, umgeben von Gewalt und Menschenverachtung, ein damals 46-jähriger Lyriker, seine Gedichte. Die Stadt war das von den bosnischen Serben belagerte Sarajevo, der Lyriker – der in Sarajevo gebliebene Serbe Stevan Tontić.
"Ich habe diese Gedichte in der dreckigsten und schlimmsten Zeit geschrieben, in der Zeit des Hasses und des Mordens und der Vertreibung von Menschen. Ich habe sie geschrieben, während ich darauf wartete, dass man mich umbringt, furchtbar verletzt oder auf jede erdenkliche Weise erniedrigt."
Unter widrigsten Umständen stellte Stevan Tontić an sich selbst hohe ethische und künstlerische Ansprüche: Die Lyrik soll ihre Wahrhaftigkeit inmitten der massiven medialen Propagandalügen bewahren, ihre Menschlichkeit an Orten der Menschenverachtung nicht verlieren, Trost in der Trostlosigkeit spenden und ästhetischen Glanz in dreckigen Zeiten entfalten. Stevan Tontić war mit seiner ironischen und nachdenklichen Art zu schreiben auch vor dem Jugoslawien-Krieg bereits ein anerkannter Lyriker. Nachdem er der "Hölle von Sarajevo" entkam, nachdem er vom deutschen Exil aus die Bombardierung Belgrads, wo seine Frau Zuflucht gesucht hatte, dramatisch und schmerzhaft erlebte, wurden seine Gedichte zu eindrucksvollen Bekenntnissen und ästhetisch-humanistischen Glanzstücken. In den schlimmsten Zeiten seines Lebens – im Krieg und im Exil – setzte Stevan Tontić alles auf Lyrik, um Zeugnis abzulegen: über all jene, mit denen er solidarisch litt, über Einsamkeit in der Fremde und letztendlich – nach der Rückkehr nach Sarajevo – über die Einsamkeit in der fremd gewordenen Heimat.
Diese Auswahl aus den wichtigsten von Stevan Tontićs zwölf Gedichtbänden zeigt, dass er mit seiner kompromisslosen Haltung "Lyrik oder nichts" oder noch treffender "Lyrik gegen Nichts" recht behielt.
Presse- und Autorenstimmen
Trost bieten diese Gedichte nicht. Wir lesen von Entmenschlichung und Tod, von Gewalt, Schmerz und Verzweiflung am Rande des Sagbaren. Aber wir lesen eben auch von einem, der sich an das Wort klammert, gegen jede Vernunft, aus Trotz und der Überzeugung, dass es auch angesichts abgeschlagener Köpfe etwas zu sagen gibt. Der Titel dieses Bandes macht das deutlich. "Der tägliche Weltuntergang" beschönigt nichts.
(Deutschlandradio Kultur
)Textprobe(n)
Dem Ungeborenen
Besser wärst du Same,
besser wärst du Staub.
Denn der Mensch ist Untat,
bebend Espenlaub.
Besser wärst du Traum,
besser nicht geboren.
Denn der Mensch ist Flucht,
schattenhaft verloren.
Besser wärst du Schein,
besser bloß ein Klang.
Denn der Mensch ist falsch,
Halm im Sturmesdrang.
Besser wärst du Reim,
besser leere Waage.
Denn der Mensch ist Schrei:
tierisch seine Klage.
Aus dem Serbischen von Richard Pietrass
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Der tägliche Weltuntergang
Lyrik
Herausgegeben von Dragoslav Dedović
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ALS BUCH:
Hardcover mit Schutzumschlag
176 Seiten
Format: 130 x 210 mm
Auslieferung: ab 1. Mai 2015
D: 17,80 Euro A: 17,80 Euro CH: k. A.
ISBN (Print) 978-3-85435-756-8
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+43 (0)463 501099
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