Belletristik
Cornelia Travnicek
Feenstaub
Knallhart und poetisch ist Travniceks Story von den "verlorenen Jungs" und dem Peter Pan der Großstadt. Vergessene Kindheiten und brutale Ausbeutung: Poetisch bis derb, in kurzen, intensiven Szenen erzählt Cornelia Travnicek von drei Taschendieben wider Willen, die um ihre Zukunft kämpfen. Gibt es für die drei jugendlichen Taschendiebe eine Chance und Zukunft?
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Verlagstexte
In einer Schicksalsgemeinschaft sind Petru, Cheta und Magare verbunden, gezwungen in ewiges Kindsein: Sie leben am Rande einer gesichtslosen Großstadt. Täglich müssen sie dafür sorgen, dass die Schatzkiste des Krakadzil voller wird. Der wird schnell ungehalten, wenn die Kasse nicht stimmt, und so rücken die drei Jungs aus, um denen wegzunehmen, die es am ehesten zu verschmerzen scheinen. Auszuhalten ist das für sie nur mit einer täglichen Ration Feenstaub.
Alles wird anders, als Petru Marja kennenlernt: Nicht nur lernt er mit ihr die Sprache der Stadt zu verstehen, er erfährt auch zum ersten Mal in seinem Leben, was Familie sein kann. Als den drei jungen Taschendieben ein Neuling zur Ausbildung übergeben wird, wechselt Petrus Leben ebenso wie das seiner Schicksalsgenossen noch einmal die Richtung …
Presse- und Autorenstimmen
Cornelia Travnicek gelingt es, die alte Märchenerzählung von Peter Pan mit einer an knallhartem Realitätssinn nicht zu überbietenden Geschichte (…) zu einem atemberaubend stimmigen Amalgam zu verschmelzen, wobei ihr Erzählstrecken voller Poesie gelingen, die einen Augenblick später schon in schmerzhaft authentische Momentaufnahmen der dunklen Seiten unserer sozialen Realität umschlagen.
(Tobias Wrany, Buchhandlung Jost
)Der Roman ist großartig geschrieben, er ließ mich eintauchen in eine für mich komplett fremde Welt, eine Welt der verlorenen Kindheit und Jugend, aus der es kein Entrinnen gibt. Toller 'Sound', schnell, hart, rhythmisch. Einmal angefangen zu lesen, konnte ich nicht mehr aufhören. Ich bin von dem Roman sehr begeistert.
(Martina Kraus, RavensBuch
)Das Buch hat die dunkle Kraft eines Mahlstroms, ich bin in diese düstere Geschichte hineingezogen worden, sie hat mich nicht losgelassen. Auch wenn die Geschichte Peter Pans immer wieder durchschimmert, habe ich mich doch an die düstere Romantik E.T.A. Hoffmanns erinnert gefühlt – kombiniert mit den modernen Formen der Sklaverei und des Menschenhandels …
(Kirsten Jahn, Decius Hildesheim
)Video
Textprobe(n)
Hinter der zweiten Brücke gleich rechts. Wer nach uns sucht, wird uns nicht finden. Es liegt ein undurchdringlicher Nebel um uns herum, Tag und Nacht. Das macht der Fluss, sagen wir zueinander, abends am Feuer. Da legt einer den Finger an die Lippen und wir lauschen. Aber wir hören nichts, außer dem Knacken des Holzes. Die Geräusche von den anderen Ufern dringen selten zu uns durch. Dann wirft einer seine Mütze hoch und wir jaulen los wie die Wölfe. Weil wir allein sind, weil wir es können. Wir sind eine Insel.
Vor mir hängen Weidenzweige als Vorhang in den Fluss. Ich stehe mit nackten Füßen im Flachen und fühle die Wellen kommen. Von unserem Ufer aus kann man häuserblockgroße rostbraune Walfische sehen, die an der Insel vorüberziehen. Meine Zehen graben sich in das Gemisch aus Schlamm und Sand. Die Walfische liegen tief im Wasser. Aus ihrem Bauch kommt ein dumpfes Beben. Die Wellen klackern neben mir an den Strand, da, wo das Treibholz aneinanderreibt.
Ich sehe auf meine Hände hinab, die ein Boot schieben. Der Junge im Boot taucht ein Paddel in das Wasser und für einen Augenblick stehen die Tropfen still in der Luft. Ich nehme meine glitzernden Finger vor mein Gesicht und es geschieht langsam, sehr langsam. Jede Bewegung zieht farbige Schlieren im Bild.
An Land angekommen werden wir kleiner. Das passiert ganz automatisch. Das Schrumpfen lässt sich mit etwas Übung leicht erlernen. Unsere Stimmlage rutscht durch das Kleinerwerden ein wenig höher. Schon hängen unsere Hosen und Hemden loser an uns, schon gehen wir etwas seltsam in unseren zu weiten Schuhen. Schon bewegen wir uns anders, auf engerem Raum.
Bei jedem Landgang bleibt ein bisschen vom Nebel an uns hängen. Und es ist nichts Ungewöhnliches, wenn Nebel durch eine Stadt zieht.
Und je kleiner wir werden, umso einfacher ist es, sich in den Nebelfetzen zu verstecken.
"Da!", rufe ich und werfe einen Ball, und ich werfe ihn so, dass er einer Dame genau vor den Rock rollt. Sie sieht auf den Ball hinab. Der andere Junge stößt gegen sie, er ist zu schnell dem Ball hinterhergelaufen, er entschuldigt sich, er entschuldigt sich vielmals, er hat den Rock der Dame beschmutzt, er schämt sich, er klopft und putzt und die Dame schämt sich auch – weil da ein fremder Junge an ihrem Rock herumklopft und -putzt, weil er ihre Kleidung anfasst, weil er sie, die ja darunter ist, also unter der Kleidung, anfasst, und dieses Ebenfallsbeschämtsein der Dame macht, dass mein Freund sich nur noch mehr schämt, wie konnte ihm das nur passieren, er ist ein unachtsamer Wildling, auch wenn er das so nicht ausdrücken könnte, es tut ihm vielmals leid. Und endlich hat sie seine Bemühungen abgewehrt, und auch die schnellen, einzelnen Worte, die er rund um sie verliert, und er hebt seinen Ball auf, er läuft rückwärts davon, mit dem Gesicht zu ihr und er lächelt, und später wird sie sich nicht an sein Gesicht erinnern können,nicht an die genauen Worte, nur an dieses Lächeln.
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Feenstaub
Roman / Novelle
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ALS BUCH:
Hardcover
278 Seiten
Format: 110 x 190 mm
Auslieferung: ab 2. März 2020
D: 22,00 Euro A: 22,00 Euro CH: k. A.
ISBN (Print) 978-3-7117-2090-0
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