Belletristik
Detlev van Heest
Junglaub. Jahre in Japan
Aus dem Niederländischen übersetzt von Gerd Busse und Ulrich Faure
Japan zur Jahrtausendwende. Ein niederländisch-deutsches Ehepaar lebt seit Jahren in Chōfu, in einer Siedlung genannt Junglaub, einer kleinen Stadt etwa zwanzig Kilometer vom Zentrum Tokios entfernt. Er, Detlev van Heest, die Japaner nennen ihn Heesto-san, arbeitet als Auslandskorrespondent für niederländische Zeitungen und beginnt immer mehr seine Nachbarn zu beobachten ...
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Verlagstexte
Japan zur Jahrtausendwende. Ein niederländisch-deutsches Ehepaar lebt seit Jahren in Chōfu, in einer Siedlung genannt Junglaub, einer kleinen Stadt etwa zwanzig Kilometer vom Zentrum Tokios entfernt. Er, Detlev van Heest, die Japaner nennen ihn Heesto-san, arbeitet als Auslandskorrespondent für niederländische Zeitungen, seine Frau Annelotte in einer japanischen Importfirma für holländische Blumen.
Heestos Produktivität als Journalist ist versiegt, stattdessen schreibt er über seine Nachbarn, wie die zunehmend vergessliche, liebenswerte Frau Suzuki, einen krebskranken Friseur Herrn Bohrinsel, das bitterarme Musikerehepaar Herrn und Frau Siebenseen, den Koch Kenzo, der es an keiner seiner zahlreichen Arbeitsstellen lange aushält oder den steinalten Herrn van Tricht, bei dem nicht ganz klar ist, ob er während des Zweiten Weltkriegs als japanischer Soldat in Südostasien an Kriegsverbrechen beteiligt war ...
In "Junglaub" leben die Menschen ihr Leben, meist nebeneinanderher und manchmal auch ein bisschen miteinander. Sie kämpfen mit ihren kleinen und großen Alltagssorgen, klatschen, trinken grünen Tee, grübeln, werden krank, sterben. Und alle reden sie mit Herrn Heesto. Der wiederum die Gespräche festhält und diesen Mikrokosmos in seinem Buch präsentiert.
Detlev van Heest zeichnet in seinem Debütroman den allmählichen Zerfall einer vergreisenden Gesellschaft am Beispiel seiner zahlreichen Protagonisten nach – und ermöglicht damit dem Leser einen neuen, anderen Blick auf das heutige Japan.
Textprobe(n)
Frau Suzuki wohnte uns in der Gasse gegenüber. Im Schirmständer, draußen neben der Haustür, stand ein Stock, ein abgeschälter Ast mit einer natürlichen Krümmung, auf den sich Herr Suzuki gestützt hatte, als es ihm nicht mehr so gut ging. Seine Witwe ließ den Stock dort stehen, wie sie auch seinen Namen an der Tür nicht durch den ihrigen ersetzte.
Über ihre Gesundheit klagte sie nicht, obwohl sie regelmäßig ins Krankenhaus musste, um ihre Leiden erträglich zu halten. Dann kam sie munter mit einem Plastikbeutel voller Tabletten nach Hause zurück. "Die Hälf6e dieser Tabletten geben sie mir gegen die Nebenwirkungen der anderen Hälfte. Die Tabletten machen den Magen kaputt. Meine Söhne legen mir immer ans Herz, sie alle zu nehmen. Das mache ich dann auch. Im Moment wollen sie sogar, dass ich Joghurt esse. Für meine Knochen. Ich kriege nur wenig davon runter. Früher gab es das nicht. Joghurt!"
Für eine Japanerin ihres Alters war sie ziemlich groß. "Früher war ich eins siebenundfünfzig. In der Schule stand ich immer ganz vorn, denn wir wurden der Größe nach aufgestellt. Weil ich so lang war, habe ich Leichtathletik gemacht. Ich konnte gut laufen. Ja, lange ist’s her. Ich habe auch an den nationalen Leichtathletikmeisterschaften teilgenommen. Das war das erste Mal, dass ich von zu Hause weg war." Frau Suzuki kam vom Land, aus einer der nördlichen Provinzen. Den summenden Dialekt ihrer Gegend sprach sie noch immer. "Die Jungs aus meinem Dorf fanden mich ganz hübsch, glaube ich, aber auch nur, weil sie nicht wussten, wie die jungen Frauen in der Stadt aussahen."
"Na, Sie können sich nicht beklagen."
"Ach was. Ich bin eine längst verwelkte Blume. Einst habe ich einen kurzen Tag geblüht, wie es so schön heißt."
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Junglaub. Jahre in Japan
Roman / Novelle
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ALS BUCH:
Broschur
600 Seiten
Format: k. A.
Auslieferung: ab 1. April 2016
D: 24,00 Euro A: k. A. CH: k. A.
ISBN (Print) 978-3-95732-158-9
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ALS EBOOK:
Datenformat(e): epub
Auslieferung: ab 1. April 2016
D: k. A. A: k. A. CH: k. A.
ISBN (eBook) k. A.
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