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Kurzer Roman über ein Verbrechen

Belletristik

Ralph Hammerthaler

Kurzer Roman über ein Verbrechen

Ralph Hammerthaler erzählt von Jugendlichen, die auf Abwege geraten. Til, Arben, Lore, Mirka und Anna finden eher zufällig zueinander. Probleme in der Schule und der Familie, kein Kino, kein Jugendclub bietet Abwechslung – aus Langeweile beginnen sie, Pornos zu drehen. Eindringlich, in klarer Sprache und ohne Voyeurismus schildert Hammerthaler die Dynamik, die dazu führt, dass eines Tages die Situation eskaliert.

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Verlagstexte

Die Englischlehrerin Frau Simonis hat ein Verhältnis mit dem Erzähler in diesem Roman. Es begann, als er noch ihr Schüler war. Weist sie ihn ab, streift er allein durch die Kleinstadt nahe Berlin, in der sie nun arbeitet. So trifft er auf Til, den Nazi, und auf Arben aus dem Kosovo, auf die Schwestern Lore und Mirka und auch auf Anna, die Außenseiterin.

Bald drehen sie Pornos im unbewohnten Haus von Tils Großmutter, schließlich stößt Gerhard zu ihnen, denn sie brauchen einen älteren Mann, um ihre Ware besser vermarkten zu können. Und ihre Filmchen verkaufen sich mit wachsendem Erfolg – daher wagen sie sich an immer drastischere Szenen heran…

Ralph Hammerthaler beschreibt in "Kurzer Roman über ein Verbrechen" sehr eindringlich, wie Jugendliche in strukturschwachen Regionen ohne Jugendzentren und mangels Zukunftsaussichten immer weiter auf Abwege geraten, obwohl sie eigentlich etwas ganz anderes wollen.

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© Cover: Verlag, Foto(s): Stephan Pramme

Textprobe(n)

Ein Jahr später stand Gerhard vor der Tür. Ich ließ ihn herein und fragte, ob er Tee oder Kaffee wolle, aber er schüttelte nur stumm den Kopf und setzte sich. Er sah schlecht aus, das Gesicht blass und teigig, der Mund schmerzhaft verzogen, eine offene Jeansjacke über dem T-Shirt, sein Bauch beträchtlich gewölbt. Sogleich steckte er eine Zigarette an. Noch nie hatte er mich in Berlin besucht, warum also jetzt? Mir schwante nichts Gutes.

Da er immer noch schwieg, erzählte ich ihm von einer Notiz in der Zeitung. Ein Mann, der nicht mehr leben wollte, lief mit seiner Pistole schreiend in der Wohnung herum, bis die Nachbarn läuteten. Die Pistole an die Schläfe gedrückt, öffnete er und winkte sie herein.

Gerhard kniff die Augen zusammen, sonst zeigte er keine Reaktion. Er wohnte im Land Brandenburg, in einer Kleinstadt, wo wir uns kennengelernt hatten. Dort hatte er Arbeit und Familie. Wenn einer etwas zu verlieren hatte, dann er. Nach einer Weile sagte er: ich werde zur Polizei gehen.

Ganz so, als hätte ich nichts gehört, langte ich nach einer Tasse und goss Kaffee ein. Ich zog eine Zigarette aus der Schachtel. Dann kam ich wieder auf die Zeitungsmeldung zurück und sagte, dass der Mann auf einen Polizisten schoss, ehe sie ihn überwältigten.

Ein paar Klicks, und du hast das Video, sagte Gerhard. Ist dir das klar? Es gibt Leute, die so was toll finden. Hätte ich nicht für möglich gehalten. Da sind auch andere Videos. Eines hässlicher als das andere.

Vergiss es. Du warst maskiert. Niemand wird dich erkennen.

Gerhard lachte verächtlich.

Durch Zufall war er damals auf uns gestoßen. Schon am nächsten Tag kam er ins Studio, das wir im Keller eines abbruchreifen Hauses eingerichtet hatten, nördlich von Berlin. Bestimmt kein Abenteurer, suchte Gerhard nur ein bisschen Zeitvertreib, noch dazu mit jungen Frauen, er war der Glücklichste von allen. Oft spendierte er ein paar Bier oder Snacks von der Tankstelle. Und er hatte so eine Art, die uns immer zum Lachen brachte, wobei er die miesesten Kalauer nicht scheute. Aber egal, er lockerte die Stimmung auf, mehr brauchten wir nicht. Mit Abstand war Gerhard der Älteste, doppelt so alt wie ich, die übrigen minderjährig, unruhige Teenager.

Nachdem er den dritten Stummel ausgedrückt hatte, stand er auf und wollte gehen. Ich meine es ernst, sagte er, aber er wich meinem Blick aus. Dann zog er die Tür hinter sich zu.

Darauf tat ich lange nichts, nippte am Kaffee, rauchte und dachte nach. Bis gerade hätte ich nicht gedacht, dass Gerhard uns verraten würde. Vielleicht drohte er auch nur damit. Er war ja nicht allein mit dem Geheimnis.

Kurzer Roman über ein Verbrechen
Roman / Novelle
ALS BUCH:
Hardcover
136 Seiten
Format: k. A.
Auslieferung ab 5. September 2016
D: 19,00 Euro A: k. A. CH: k. A.

ISBN 978-3-95732-194-7

ALS EBOOK:
Datenformat(e): epub
Auslieferung ab 1. September 2016
D: 12,99 Euro A: 12,99 Euro CH: k.A.
ISBN (eBook) k. A.

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