Belletristik
Karla Reimert
Camp Zenith. Gedichte
Reihe Lyrik Band 74, gestaltet von Andreas Töpfer
Du kannst gern nachher im Parlament eine Schweigeminute einlegen für Freiheit und Feminismus
Andere Titel des Verlags bzw. der Autorin/des Autors
- Anlegestellen für Helligkeiten. Gedichte
- Bleiweiß. Gedicht
- Der Pirat, der von Pi den Wert nicht kennt
- Etymologischer Gossip. Essays und Reden
- Gestohlene Luft. Gedichte
- Gustav Haarnack ‒ Das Leben auf dem Land. Aufzeichnungen
- Mush. Gedichte
- Ousia. Gedichte
- Risiko und Idiotie
- Spliss
- Ungeheuer. Stücke/Gedichte
- Unter Stunden. Album I
- Venice singt. Gedichte
- das vogelmot schlich mit geknickter schnute. zweiundzwanzig elfzeiler
- der rest ist resonanz. gedichte
- fachsprachen XLVI‒LIV. Gedichte
- liedvoll, deutschyzno. Gedichte
- neu-jerusalem. Gedicht
Verlagstexte
Karla Reimerts zweiter Gedichtband Camp Zenith verhandelt in einem poetischen Roadmovie, zwei Langzyklen und einem Hybridtext Themen, die seit den 1960er Jahren im Fokus gesellschaftlicher Aufmerksamkeit stehen, und versucht dabei mit Roland Barthes, einen "winzigen Raum der Bejahung" zwischen politisch stark aufgeladenen Begriffen zu schaffen, sie aufeinander zu beziehen: wiedererstarkter Antisemitismus und grassierende Fremdenfeindschaft, die Auswirkungen von Finanzkrise, wirtschaftlicher Globalisierung, Hasskultur im Netz und Verschwörungstheorien, die Vergesellschaftung von Risiken sowie die Auswirkungen einer rigiden Austeritätspolitik, Legitimationskrise der EU und postdemokratische Strukturen, Drohnen-Kriege ohne Einsatz von Soldat*innen, Migrationsbewegungen etc. Was macht all das mit unserer Sprache, wie werden Deutungsmuster neu arrangiert, wie werden unsere Bedürfnisse, Wahrnehmungen und Gefühle verortet, und wie finden wir ein Verhältnis dazu, schwankend zwischen "goodwill" und "passiones tristes", also Ängsten, Widerständen, Verdrängung und Verneinung? Welche Neuinterpretationen erfahren die liberalen Glücks-, Freiheits- und Emanzipationsversprechen, mit denen die Protagonist*innen von 1968 aufgebrochen sind, um eine bessere Welt zu schaffen? Obwohl ihre Grundstimmung dunkel ist, setzen Karla Reimerts Gedichte immer wieder zu einer, auch in einem spirituellen Sinne, offenen Annahme des Vorgefundenen an.
Presse- und Autorenstimmen
Die Grenzen des Gedichts sind hier sehr weit gespannt. Man nimmt es immer ganz persönlich, unmittelbar.
(Insa Wilke über "Picknick mit schwarzen Bienen"
)Ich halte es für möglich, dass dieser Zusammenhang, die zugrunde liegende Frage, das, was diesen Gedichtband so einzigartig für mich macht, in dem "seltsam verschlossenen Licht der Introspektion" (Anne Carson) liegt, ein Licht, das nicht allein die Gedanken trifft, sondern vermittelt über Gedanken und unverbrauchte Bilder in den Körper eintritt, etwas auslöst, dem ich mich ebenso wenig entziehen kann, wie es mir möglich ist, zu erklären, was da eigentlich vor sich geht und warum. Und so wird dieser Gedichtband wohl noch lange ein Buch bleiben, mit dem ich nicht fertig werde.
(Elke Engelhardt, fixpoetry.com über "Picknick mit schwarzen Bienen"
)Textprobe(n)
Wir bekommen Blessuren
Wir sind immer noch an einem Ort wie diesem.
Oder sagen wir, ich bin ein Gladiator in einer Arena.
Du könntest ein Tier sein, das mich angreift.
Oder einer der zwei Schilde, mit denen ich mich schütze.
Wir werden unsere ganze Kraft brauchen, so oder so.
Tier und Schild werden aufeinandertreffen.
Der Schild hochfliegen, und das Tier auch.
Du kannst dir einen Adler vorstellen.
Oder einen Drachen, wenn dir das lieber ist.
Du kannst auch zwei Tiere sein. Oder beide Schilde.
Vielleicht nennst du es Gnade. Oder Demokratie.
Ich weiß, das hört sich verwirrend an. Glaub mir:
Ich bin genauso überrascht, wie schnell ich
in knöcheltiefem heißem Sand herumtollen kann.
Was ich nur weiß: ich dazwischen, ich wieder weg.
Die Sonne scheint. Grau blinkendes Silber,
überall Heraldik, kraftvoll und filigran.
Zwei Seiten können gewinnen, wenn
nur Sprache auf Sprache trifft.
Wir bekommen Blessuren.
Die Verluste der Staatsform
müssen noch nicht realisiert werden.
Der Pfau, der erst grell schreiend zu sich kommt
Die Federn eines Pfaus sehen nahezu magisch aus.
Vielleicht liegt es an den riesigen Engelaugen.
Vielleicht an den Licht reflektierenden Farben.
In Indien sagt man, der Schrei des Pfaus kündigt Regen an.
Das klingt jetzt vielleicht etwas aus der Luft gegriffen,
aber lass uns einen Pfau mit Auferstehung füttern.
Denn der Pfau, der erst grell schreiend zu sich kommt,
gleicht einer übererfüllten Liebe, deren Geheimnis
in uns keine Sehnsucht und kein Objekt mehr kennt.
-
Camp Zenith. Gedichte
Lyrik
-
ALS BUCH:
Hardcover
ca. 80 SeitenFadenheftung
Format: k. A.
Auslieferung: ab Oktober 2020
D: 19,90 Euro A: 20,50 Euro CH: k. A.
ISBN (Print) 978-3-948336-09-7
-
Der Verlag im Netz:
-
Pressekontakt des Verlages:
Daniela Seel
+49 (0)30 40053974
daniela.seel(at)kookbooks.de
-
Vertriebskontakt des Verlages:
Daniela Seel
+49 (0)30 40053974
daniela.seel(at)kookbooks.de
Artikelaktionen