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Schuhbrücke. Ein Breslau-Roman

Belletristik

Wolf Kampmann

Schuhbrücke. Ein Breslau-Roman

"Ernst und Robert von Hartwig waren mehr als nur Brüder, sie waren ein Wesen mit zwei Köpfen. Denn sie waren eben nicht nur desselben Blutes, sondern, was viel schwerer wog, auch Kinder ein und desselben Geistes. Andere Freunde brauchten sie nicht, denn Robert hatte Ernst, und Ernst hatte Robert."

Verlagstexte

Breslau Hauptbahnhof, 1923, ein klirrend kalter Wintertag: Fast zehn Jahre ist es her, dass die Brüder Ernst und Robert sich das letzte Mal gesehen haben. Vieles hat sich seitdem verändert.

Robert, vor dem Krieg überzeugter Antimonarchist und Demokrat, hat sich in einen Deutschnationalen verwandelt, der sich am Hitlerputsch beteiligte und nun auf der Flucht vor der Justiz ist. In Breslau hofft er, sich verstecken zu können, und zählt dabei auf die Hilfe seines Bruders. Doch die Brüder haben sich nicht nur ideologisch voneinander entfernt. Über all die Jahre hinweg lieben sie noch immer dieselbe Frau, die beiden eine gemeinsame Zukunft versprochen hat.

Es entspinnt sich ein tragischer Konflikt, in dem es schon bald um weit mehr geht als um Loyalität und an dessen Ende 1945 nicht nur Breslau in Trümmern liegen wird.

Wolf Kampmanns neuer Roman ist ein bestechendes Familienepos, eine mitreißende Liebesgeschichte und das fein gezeichnete Porträt einer Stadt im Mittelpunkt des Weltgeschehens.

Eine Hommage an das heutige Wrocław, das in diesem Jahr Kulturhauptstadt Europas und darüber hinaus Welt-Buch-Hauptstadt der Weltkulturorganisation Unesco ist.

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© Cover: Verlag, Foto(s): Detlef Schilke

Textprobe(n)

Mathilde Redlich war ein Jahr älter als Robert und somit Ernst zwei Jahre voraus. Die Jungs waren ihr auf einem ihrer nachmittäglichen Streifzüge über Blücherplatz und Ring begegnet, und als sich der eine Hals über Kopf in die schöne Brünette verliebte, wusste er, dass es dem anderen genauso ging. Abends lagen die beiden jugendlichen Träumer auf ihrem Diwan und ließen ihre Fantasien über die Angebetete ins Kraut schießen. Da war keine Eifersucht. Keiner der beiden Brüder versuchte dem anderen die unerreichbare Liebe streitig zu machen. Und damit es auch immer so bliebe, leisteten sie bei Kerzenschein einen Schwur. Keiner würde dieser Aphrodite vom Blücherplatz je ohne das Einverständnis des anderen seine Liebe gestehen.

Zwar gelang es ihnen so gut wie nie, dem damals namentlich noch unbekannten Objekt ihrer Begierde unbegleitet zu begegnen, und doch taten sie alles, um dessen Aufmerksamkeit zu erlangen. Als sie ihr eines Sonntagnachmittags wieder einmal so aufallend unaufällig wie möglich nachstellten und sie für einen Augenblick ohne Eskorte auf der Sandinsel ausmachten, sprang Robert ihr unversehens vor die Füße, zupfte seine Nelke aus dem Revers und überreichte sie ihr mit den Worten: "Von meinem Bruder, Gnädigste. Zu Diensten."

Die Angesprochene zögerte keine Sekunde, dem aller guten Manieren enthobenen Jüngling seine Dreistigkeit mit einer schallenden Ohrfeige zu quittieren. Alle Passanten, die auf dem Weg zur Dominsel waren oder gerade von dort zurückkehrten, blieben stehen. Ernst wollte im Erdboden versinken, doch Robert verneigte sich leicht, grinste spöttisch und entgegnete: "Das war mehr, als ich zu erwarten hoffte."

Schuhbrücke. Ein Breslau-Roman
Roman / Novelle
ALS BUCH:
Hardcover mit Schutzumschlag
396 Seiten
Format: 120 x 200 mm
Auslieferung: ab Februar 2016
D: 20,00 Euro A: 20,60 Euro CH: 22,00 CHF

ISBN (Print) 978-3-95510-102-2

ALS EBOOK:
Datenformat(e):
Auslieferung: ab 22. Februar 2016
D: 20,00 Euro A: 20,60 Euro CH: k. A.
ISBN (eBook) 978-3-95510-111-4

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