Belletristik
Michael Fehr
Simeliberg
In Klagenfurt 2014 sorgte Michael Fehr mit Text und Performance für Aufsehen – und gewann den Kelag-Preis sowie den Federwelt-Preis der Automatischen Literaturkritik. Er las Auszüge aus seinem zweiten Buch „Simeliberg“, das im Februar 2015 im Verlag Der gesunde Menschenversand erscheint – gleichzeitig ein Klangkunstwerk und eine rätselhafte Kriminalgeschichte.
Andere Titel des Verlags bzw. der Autorin/des Autors
Verlagstexte
Michael Fehr bringt einen neuen Ton in die zeitgenössische Literatur. „Simeliberg“, seine zweite Buchveröffentlichung, ist zweierlei in einem: Klangkunstwerk und rätselhafte Kriminalgeschichte.
Hinunter ins Loch, durch Matsch und Dreck, fährt Gemeindsverwalter Griese mit seinem Landrover. Die Repetierwaffe auf dem Rücksitz, erfüllt er widerwillig den Auftrag der kantonalen Sozialhilfebehörde, einen Bauern in die Stadt zu bringen. Dessen Frau ist verschwunden, in der Stadt will man der Angelegenheit auf den Grund gehen. Der verschrobene Bauer erzählt von irrlichternden Plänen, die Menschheit zum Mars und in eine helle Zukunft zu führen. Und nicht genug damit: An dem unwirtlichen Ort tragen sich mysteriöse Dinge zu. Junge Männer in schwarzen Uniformen versammeln sich und bedrohen schliesslich auch Griese, als er ihnen auf die Schliche kommt.
Polizei, Nachforschungen, Drohungen - alles nimmt seinen Lauf. Die Figuren zeigen einen knorrigen, verstockten Menschenschlag. Die Welt in "Simeliberg" ist gezeichnet von Gegensätzen: da die scheinbare Normalität der Oberwelt, dort die dunklen Machenschaften im sumpfigen Loch. Droben die Menschen Weiss und Wyss, drunten der Bauer Schwarz. Dazwischen der Grenzgänger Griese, der je länger, desto stärker zwischen alle Fronten und in die Mühlen der Behörden gerät.
Erzählung und Klang gehen eine ungewöhnliche Symbiose ein. Der Titel "Simeliberg" erinnert an das gleichnamige Grimmsche Märchen und an das melancholische Volkslied "Vreneli ab em Guggisberg". Michael Fehr evoziert eine Geschichte von existenzieller Wucht um Themen wie Ideologie und Verwirrung, Vereinsamung und Geborgenheit. Bis ins Feinste der Worte inszeniert Fehr ein poetisch musikalisches Gesamtwerk.
Presse- und Autorenstimmen
In Fehrs Erzählweise feiert sich die Sprache, oder sie ringt in zähem Suchen mit sich selber. Beides stimmt. Sprache, das ist bei Michael Fehr die Flüchtigkeit des Erzählens.
(Schweizer Radio SRF 2 Kultur
)Man kommt nicht leicht zur Schweiz. Nur "über einen pflotschigen Karrweg von oben herab" ist sie mittlerweile zu erreichen. Und erst einmal angelangt, stellt sich die Frage, ob überhaupt noch jemand zugegen ist: "ein zerklüfteter Haufen aus grauen und schwarzen Tupfen unter dem ein Haufen blinder Fenster leer in die Öde starrt", tritt einem vor die Augen. Es ist eine Welt, die längst verlassen scheint. Wer sich aber in diesen finsteren Krachen vorwagt, der wird dort nicht nur Geld und Waffen finden, sondern auch abenteuerliche Geschichten von Marskolonien, Sozialismus, Geheimgesellschaften und namenlosen Toten. So geht es etwa dem Gemeindsverwalter Anatol Griese, der in Michael Fehrs Erzählung Simeliberg – 2014 in Klagenfurt mit dem Kelag-Preis ausgezeichnet – nicht nur unversehens in einen Kriminalfall hineinstolpert, sondern dabei auch von einer ihm unbekannten Textwelt ergriffen und verarbeitet wird.
(Philipp Theisohn, Die Zeit, 03/2015, 31. Januar 2015
)Ursprünglich wollte er gar nicht nach Klagenfurt kommen, nun hat er den zweitwichtigsten Preis abgeräumt: der Schweizer Schriftsteller Michael Fehr legte beim Bachmann-Preis eine eindrückliche Performance hin. Er macht mit «Simeliberg» von sich reden, einem Dialekt-gefärbten düsteren Krimi. ... "Auf den ersten Blick ist dieser Text einfach gemacht, aber die Sätze haben doch eine sehr komplexe Struktur", sagte Jurorin Daniela Strigl. Sie bezog sich damit auf die klangliche Qualität des Textes von Michael Fehr, die sein Vortrag unterstrich: das Zusammenspiel von Worten, Klangfarben, auch Farben. ... Jeder spürte, wie sehr Fehrs Text neben dem Plot und neben den sehr gelungenen dialogischen Passagen vor allem über die Phonetik funktioniert. Für Burkhard Spinnen war es ein Text von "krasser avantgardistischer Modernität", der wie eine Partitur funktioniere.
(Nicola Steiner, SRF, 7. Juli 2014, 16:08 Uhr
)Video
Textprobe(n)
Nachdem er eine Weile bei abgeschaltetem Motor
und allmählich erkaltendem Wagenschlag
geradeaus aufs Haus starrend sitzen geblieben ist
steigt aus dem Landrover
der untenherum verkotet ist
eigentlich aber grau wäre
wie man der Dachpartie ansieht
Griese
Gemeindsverwalter
als solcher wegen der hiesigen Abgelegenheit
betraut mit allen möglichen behördlichen
Aufgaben
die örtlich anfallen
auch als eine Art Abgeordneter obrigkeitlicher
kantonaler Fürsorge für den ganzen Flecken
zunächst einmal zuständig für alle
denen der Sinn zur Selbstverwaltung aus blossem
Bildungsmangel
aus Verwahrlosung
Krankheit oder sonstigem Irrsinn zu sehr abgeht
als dass man sie auf sich beruhen lassen könnte
in dreckigen Gummistiefeln
sonst anständig
trägt Schnauz
der seine Widerstandsfähigkeit als jemand mit dem
Vornamen Anatol
der ihn sofort als einen
der aus dem grossen Kanton zugewandert ist
und ergo nicht Hiesigen markiert
verbessert
klatscht die vordere Wagentür ins Schloss
öffnet die hintere
nimmt vom Sitz einen frechen Jägerhut und mit
Sympathie für Auswanderer vom Boden ein
Gewehr
dessen Ladung er gewissenhaft überprüft
eine Bauerundwaldschratrepetierbüchse
eine Art Familienfabrikat
Hörprobe
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Simeliberg
Roman / Novelle
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ALS BUCH:
Hardcover
ca. 144 SeitenLeinen. Mit Glossar.
Format 110 x 190 mm
Auslieferung ab 6. Februar 2015
D: 22,00 Euro A: 22,50 Euro CH: 27,00 CHF (UVP)
ISBN (Print) 978-3-03853-003-9
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ALS EBOOK:
Datenformat(e): epub
Auslieferung ab 6. Februar 2015
D: 14,99 Euro A: 14,99 Euro CH: 17,00 CHF
ISBN (eBook) 978-3-03853-004-6
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Matthias Burki (Verlagsleiter)
+41 (0)41 3606505
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