Belletristik
Boris Kerenski (Hg.), Florian Vetsch (Hg.)
Tanger Telegramm
Reisen durch die Literaturen einer legendären marokkanischen Stadt
Einmalige, limitierte Neuausgabe der Originalfassung von 2004
Florian Vetsch und Boris Kerenski nehmen Leserinnen und Leser mit auf eine faszinierende Reise in eine Stadt, deren Name allein schon pure Poesie ist: Tanger. Es ist die erste deutschsprachige relevante Textsammlung durch die Literaturen des 20. Jahrhunderts, beginnend mit einem Text von Hans Christian Andersen aus dem 19. Jahrhundert, mit der Erinnerung an eine weiße Stadt, umgeben von grünen Hügeln, der man sich von Europa aus nur auf dem Seeweg nähern konnte – an ein Tanger, das es so nicht mehr gibt.
Andere Titel des Verlags bzw. der Autorin/des Autors
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- Amazonia
- Beach Café
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Verlagstexte
Viele Jahre war es vergriffen: das legendäre "Tanger Telegramm". Aus Anlass des kleinen Jubeljahres "15 Jahre bilgerverlag" legen wir das Juwel in einer leicht überarbeiteten Auflage von nur 1000 Exemplaren neu auf. Schillernd, strahlend und vor Sinnlichkeit sprühend wie eh und je.
Im Brennpunkt der vorliegenden Anthologie steht die marokkanische Stadt Tanger in den Literaturen des 20. Jahrhunderts. Während es in den spanischen, französischen, englischen und arabischen Sprachräumen längst Anthologien zu der weltliterarisch relevanten Stadt an der Meerenge von Gibraltar gibt, fehlte im deutschen Sprachraum eine solche Textsammlung. Diese Lücke schliesst das "Tanger Telegramm".
In drei Abteilungen erschliessen sich der Leserin und dem Leser tangerine Themen wie Drogen, Gewalt, Sexualität, Trancemusik, Interkulturalität. Doch rücken immer wieder die Stadt selbst und die strengen oder libertinären Sitten ihrer vielfältigen Bewohnerinnen und Bewohner ins Zentrum. Die US-amerikanische und die deutsche Beat Generation, Jean Genet in Marokko, der Innovator und Inspirator Brion Gysin, Jane Bowles' Erzählung "Alles ist schön" oder der Tod von Paul Bowles am 18. November 1999 sind weitere Themen, denen verschiedene Texte in dieser faszinierenden Anthologie gewidmet sind.
Die Texte bereichert bislang unpubliziertes Bildmaterial, darunter Fotos von Udo Breger, Ira Cohen, Helmut Federle, Roberto de Hollanda, Cherie Nutting und Vittorio Santoro.
Presse- und Autorenstimmen
Wie schön, dass so etwas noch möglich ist.
(Jürgen Ploog
)Auch für Kenner dieser Stadt und ihrer Literatur dürfte das ‚Tanger Telegramm’ manche Überraschung und Entdeckung bereithalten, so etwa zahlreiche unveröffentlichte und zum ersten Mal ins Deutsche übersetzte Texte. Zum sinnlichen Lesegenuss wird das überaus sorgfältig gestaltete Werk aber nicht zuletzt durch die zahlreichen Collagen, alten Fotografien, Skizzen und Kalligraphien.
(Beat Stauffer, Neue Zürcher Zeitung
)Tanger ist ein Ort in unseren Köpfen, und das macht uns diese Anthologie bewusst.
(Roger Willemsen, Literatur-Club
)Textprobe(n)
Endlich trat Tanger hervor mit weissen Mauern, Häusern mit flachen Dächern und beherrscht von einer kalkweissen Festung. Hinter der Stadt war gleichsam eine kleine Probe von gelbem Wüstensand hingeworfen, und über diesen hin bewegte sich ein Zug beladener Kamele. Hier ist kein Hafen, kein Schutz gegen die rollende See, selbst den langen, festen Molo haben die Europäer zerstört, bevor sie den Besitz von Tanger aufgaben und es verliessen. Das Dampfschiff warf ziemlich weit von der Küste Anker; einige Boote, bemannt mit halbnackten, sonnenverbrannten Mauren, kamen mit kräftigen Ruderschlägen zu uns heran; schreiend, winkend drangen sie auf die Schiffstreppe ein. (...)
Unser Steuermann empfahl uns eines der Boote; – sofort wurden wir und unsere Sachen gleichsam in dasselbe hinabgerissen, und in jagender Fahrt wurde nach der Küste gerudert. Die Brandung spritzte über die zerstörte Landungsbrücke hinüber; die Wellen kamen hochrollend heran und wälzten sich weit auf den Sand hinauf. Ein halbes Schock marokkanischer Juden in Kaftans sprangen ins Wasser und wateten zu uns hinaus. Einer schnappte einen Koffer, ein anderer eine Reise-tasche hinweg, ein dritter lief mit den Regenschirmen davon, es war gleichsam eine Plünderung; sie hörten weder auf Zureden noch auf Zurufen. Einer ergriff mich bei dem einen Beine, ein anderer bei dem andern Beine, und ehe ich mich’s versah, sass ich auf dem Kopfe eines dritten, und in dieser Weise, getragen und gestützt, wurden ich, Collin und ein Engländer zwischen aufs Land gezogenen Fischerbooten und ausgestreckt daliegenden, halbschlafenden Mauren aufs Trockene gesetzt; einige von diesen Letzteren wendeten sich um und blieben liegen, andere erhoben sich und begleiteten uns im Verein mit einer ganzen Schar nackter, schreiender Knaben bis an das äusserste offene Stadttor. Wir standen da, als wären wir nach Damaskus oder einer andern von den Städten aus "Tausend und Einer Nacht" versetzt worden.
(Hans Christian Andersen, Ein Besuch in Afrika)
Aber fast alles sonst in Tanger ist ungewöhnlich, und ehe man hierherfährt, sollte man drei Dinge tun: sich gegen Typhus impfen lassen, seine Ersparnisse von der Bank abheben und sich von seinen Freunden verabschieden – denn der Himmel allein mag wissen, ob man sie jemals wiedersehen wird. Dieser Rat ist durchaus ernst gemeint, denn es ist alarmierend, wie viele Touristen, die zu einem kurzen Ferienaufenthalt gelandet sind, hier ansässig werden und die Jahre dahingehen lassen. Denn Tanger ist ein Becken, das einen festhält, ein zeitloser Ort; hier vergehen die Tage unmerklicher als der Schaum eines Wasserfalls; ich stelle mir vor, dass so die Zeit in den Klöstern dahingeht, unaufdringlich, auf leisen Sohlen; übrigens haben beide Institutionen, das Kloster und Tanger, noch einen weiteren Zug gemeinsam: das In-sich-Abgeschlossensein. Beispielsweise glaubt der Durchschnittsaraber, dass Europa und Amerika ein und dasselbe sind und sich am gleichen Punkt der Erdoberfläche befinden, wo immer der sein mag – jedenfalls macht er sich keine Gedanken darüber; und es kommt des Öfteren vor, dass Europäer, fasziniert vom Klirren einer Oud und dem wimmelnden Schauspiel ringsum, sich diese Meinung zu eigen machen.
(Truman Capote, Tanger)
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Tanger Telegramm
Essayistik
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ALS BUCH:
Softcover
352 SeitenEnthält zahlreiche Abbildungen
Format: k. A.
Auslieferung ab 20. Dezember 2016
D: 48,00 Euro A: 48,00 Euro CH: 56,00 CHF
ISBN (Print) 978-3-03762-061-8
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