Belletristik
Martina Hefter
Ungeheuer. Stücke/Gedichte
Reihe Lyrik Band 46, gestaltet von Andreas Töpfer
"Hüstelt ins Glücksrad, darbt nicht länger. Bastelt euch Loops aus niemals genug. Verhunzen wir mutig unser Eins Plus." (Martina Hefter)
Andere Titel des Verlags bzw. der Autorin/des Autors
- Anlegestellen für Helligkeiten. Gedichte
- Bleiweiß. Gedicht
- Camp Zenith. Gedichte
- Der Pirat, der von Pi den Wert nicht kennt
- Etymologischer Gossip. Essays und Reden
- Gestohlene Luft. Gedichte
- Gustav Haarnack ‒ Das Leben auf dem Land. Aufzeichnungen
- Mush. Gedichte
- Ousia. Gedichte
- Risiko und Idiotie
- Spliss
- Unter Stunden. Album I
- Venice singt. Gedichte
- das vogelmot schlich mit geknickter schnute. zweiundzwanzig elfzeiler
- der rest ist resonanz. gedichte
- fachsprachen XLVI‒LIV. Gedichte
- liedvoll, deutschyzno. Gedichte
- neu-jerusalem. Gedicht
Verlagstexte
Was ist ein Ungeheuer, fürchte ich mich vor ihm, wie ihm ins Auge schauen, ist sein Fell schön, wie kann ich kämpfen, ist Zukunft gut und gemütlich, werden alle verhungern, ist Efeu eine Plage, Musik Rettung, eine Schlägerei wünschenswert, warum sind alle aggressiv, wo wohnen Yetis, wie düster wälzen sich Skigebiete in die Gegend, was heißt besessen von Skiliften, will ich ein Yeti zum Freund, bin ich die Braut des Yeti, wie beschimpft man sich selbst wirkungsvoll, wozu sich selbst gern haben, was ist die Arbeit, liebe ich Arbeit, ist es Arbeit, über die Straße zu gehen, kann ich alles auf morgen verschieben, alle Fragen in einen Raum schieben, habe ich noch eine Frage, was ist, wenn ich keine mehr habe, muss ich vergehen, habe ich blaue Flecken, wandere ich in Angst, wie kann ich durch die dusterste aller dusteren Epochen kommen, braucht jemand ein Ungeheuer, will jemand meines haben? Wie kann ich solche Fragen verhandeln, in Sprache, in Handlung?
Wenn es eine Schwelle gibt zwischen Umsetzung und keiner Umsetzung, zwischen Sprache auf Papier und Sprache und Aktion im Raum, dann befinden sich alle Texte dieses Buchs genau auf dieser Schwelle.
Musical mit Ungeheur
Ungeheuer streitend. Ungeheuer kämpfend. Ungeheure Verwüstung. Ungeheure Ödnis. Ungeheure Blumen. Ungeheuer langweilig. Ungeheuer viel Geglitzer. Ungeheuer viel singen, musizieren, tanzen. Wenn ich von Gegenwart spreche, spreche ich immer gleich auch ungeheuer von Zukunft. Diese kann ich mir manchmal nur als Musical vorstellen. Mit einem Ungeheuer. Zukunft heißt, wenn man, um sich zu ernähren, zurückkommen muss zum Sammeln von Bucheckern und Nüssen – stimmt das? Welche Wahl haben ein paar übrig gebliebene Wesen in einer verlassenen Stadt? Noch habe ich alles in Wörtern auf Papier geschrieben. Im Moment, in dieser Zeit jetzt, muss ich körperliche Ausdrucksformen von Aggression, Gewalt, Einsamkeit, aber auch Zärtlichkeit und Ausgelassenheit noch übersetzen in sprachliche. Und umgekehrt. Mein Ehrgeiz geht dahin, Zukunft so zu bearbeiten, dass Übersetzung nicht mehr nötig ist.
Chor der Lästerer
Vielleicht wollte ich an der Darstellbarkeit verbaler Aggression forschen, überhaupt verbale Aggression als ambivalentes Phänomen im Blick behalten. Hässlichen Beschimpfungen auf der Straße oder im Internet stehen Kulturen des Schimpfens/Beschimpfens gegenüber, wie zum Beispiel im Rap. Im Allgäu, wo ich herkomme, gehört kunstvolle Beschimpfung und Streiterei zu den Mitteln eigentlich friedlicher sozialer Interaktion – wobei sie allerdings eher eine von Männern ausgeübte Kommunikationsform ist. Was es noch reizvoller macht, sie mir anzueignen. Und wie oft ich mich in Gedanken selbst beschimpfe. Du Volldepp. Du Idiot. Hirni. Wie du wieder mal dastehst, wie ein Fragezeichen im Sack. Dauernd wird man dazu angehalten, sich selbst zu mögen. Sich selbst bestens zu finden. Da beschimpfe ich mich lieber.
Arbeit
Gehen Sie in meine Räume und denken Sie über Arbeit nach. Spüren Sie, wie die Freizeit, in der Sie sich gerade befinden, mit der Arbeit des Nachdenkens verschmilzt.
In Yetiherden
+ natürlich habe ich schon einen Yeti gesehen + an einem bewölkten Nachmittag im Januar + ich fuhr Ski auf dem Breitenbergplateau + das Yeti stapfte am Aggenstein drüben den Steilhang hoch und verschwand in einem Spalt in der angrenzenden Felswand + nein, er jagte blitzschnell den Hang hoch, ich dachte erst, es sei ein großer Hund, dabei bewegte es sich auf zwei Beinen + nein, er trat aus dem Spalt und wedelte auf bloßen Füßen den Steilhang runter+ nein, es war eine Herde, ein Erwachsenes und sieben Junge + sie tobten ausgelassen im Schnee + ich winkte dem Yeti + er winkte freundlich zurück + nein, es blieb abrupt stehen und starrte mich lange an + irgendwann bemerkte ich, es hatte rotglühende Augen und gefletschte Zähne + nein, er bemerkte mich gar nicht + das Yeti war athletisch + nein, es war tapsig + der Yeti + nein, das Yeti + nein, die Yeti + nein + doch doch + ich sah den Yeti und verliebte mich sehr schnell + ich sah das Yeti und weiß seitdem, es lebt vor allem gern in der Nähe von Touristen + man sieht die Landschaft, von der ich weiß, wie sie im Sommer aussieht, im Winter mit mildem Blick + was soll diese Landschaft im Sommer bedeuten + wo lebt das Yeti im Sommer + werde ich es finden + kann ich es retten
(Martina Hefter)
Presse- und Autorenstimmen
... eine beglückende [Lektüre], weil das eigene Sprachempfinden, die eigene Wahrnehmung plötzlich auch elastisch werden, geschmeidig und durchlässig. Und großartig ist ... nicht zuletzt, wenn das dichtende Erkunden der Sprache auch mal so lustig sein kann wie das trunkene Stolpern durch eine Sommernacht.
(Wiebke Porombka, DLF Büchermarkt, zu Martina Hefters "Vom Gehen und Stehen. Ein Handbuch. Gedichte"
)Dieser Band beeindruckt durch die Breite des Themenspektrums: verschiedene Formen des Tanzes, ein kleines Handbuch der Apfelkunde, Skispringer. Und er besticht durch die Vielfalt in Sprache und Stimmung: von locker hingeworfenen Alltagsfloskeln, Sprach- und Klangspielereien, Mundart ihrer Heimat ... bis hin zu tiefer Nachdenklichkeit, den Begriffen der Philosophie, den alten, den großen: Tugend, Schönheit, Vergänglichkeit, Tod.
(Tomas Gärtner, Dresdner Neueste Nachrichten, zu Martina Hefters "Nach den Diskotheken. Gedichte"
)Textprobe(n)
Chor der Lästerer (Auszug)
Du Toaster in einer Welt, die Toastbrot nicht kennt,
ohne Schlitze oben, Toaster mit Minusfunktion,
Toaster als Eisschrank mit Heizung, du Monster des trocknen Brots.
Du Knäckebrot des Denkens, Schiffszwieback der Störtebekerei,
Piratin des zweiten Falls, du sanfter Urknall höflicher Dichtung,
Unterart des steppenden Schwans, denk dran, das Leben währt lang.
Nimm die Krücke und büße, beizeiten beiß zahnlos ins Weiche,
und piekst dich vom Brei die Härte, erschrick richtig,
bekenne dich zum Biest, das du nicht bist.
Du schüttelst Hände mit denen, die mit dir zerstritten,
Primus des Dienlichen, dein Name sei Kamillentee
oder Die an Lüften mümmelt, Wirbelwind, humpelnd zum Bus, du.
Wo ruht denn dein Youtube-You, man meint, es tapse,
ganz Tierbaby, rührend in deinen Stapfen, tut, als wärs du,
jedoch dein Du spielt, Flaum von Pappeln, in deiner Frisur,
Hauptsache, nicht du als Double, du, du,
wer schenkte dir deine überirdisch helle Gestimmtheit?
Gehört dies Hampeln zu dir, strickst du dir Gewichte?
Wir trinken auf dein Bleiberecht im Pferch,
verjubeln mit Behufe unsre Buhrufe,
dein Gesicht justiert mitnichten des Aliens Mienenspiel,
einen knuffigen Hund imitiert es, blinzle ihn hin,
lass ihn glücken, schaffst du sacht Hervorlugen unter Stirnfalten,
kannst du brachial artig sein? Du Gegenstand ohne Pfand,
du Blick in Richtung Spielecke, du finstrer Wald,
du bist in diesem Wald dein eigener Trollfund,
in einem Fotoshooting wärst du natürlich dieser Troll.
Kein hautfarbener Hauptpart, nur Zotteln, Troddeln,
warum schmilzt du nicht hin? Das Zottlige der Welt,
wenn man Glanz nicht kann, ist seine eigene, lahmarschige Trambahn.
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Ungeheuer. Stücke/Gedichte
Lyrik
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ALS BUCH:
Broschur
80 Seitenmit Umschlagposter
Format: 130 x 210 mm
Auslieferung: ab 1. März 2016
D: 19,90 Euro A: 20,60 Euro CH: k. A.
ISBN (Print) 9783937445779
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Der Verlag im Netz:
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Pressekontakt des Verlages:
Daniela Seel
+49 (0)30 40053974
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Vertriebskontakt des Verlages:
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