Belletristik
Anja Bayer
ungewußtes Fell
reihe staben, band 06
"andersmäulige Geschöpfchen": Der Debütband "ungewusstes Fell" der Münchner Lyrikerin Anja Bayer enthält Gedichte aus mehr als zwanzig Jahren. Vier der fünf Zyklen reichen bis in die 1990er Jahre zurück. Gemein ist den oft fragmenthaften, kurzzeiligen Texten die zugleich karge und sinnliche Hinwendung "auf ein Du, auf ein Außen, das mehr ist als außen, ein Innehalten und Innewerden über das Ich hinaus" (Karin Fellner).
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Verlagstexte
Der Debütband "ungewusstes Fell" der Münchner Lyrikerin Anja Bayer enthält Gedichte aus mehr als zwanzig Jahren. Vier der fünf Zyklen – "Grauverzicht", "Tulpenschorf", "Zuckerzungen", "ungewusstes Fell" – gehen in Teilen bis in die 1990er Jahre zurück. 2011/12 entstand "an Stelle der Rippe", 2015 eine lose Folge poetisch-poetologischer Anmerkungen unter dem Titel "Maßholder-nicht-maßhalten-Herzliebchen-sources-et-ressources-Nachtext".
Anja Bayer, 1971 in Lafayette/USA geboren, studierte am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen und später an der Akademie der Bildenden Künste München. Ihr Schreiben – zwölf Jahre lang unterbrochen von räumlich-konzeptuellen Arbeiten in der Kunst – spiegelt neben dem Leitmotiv des Tierseins immer wieder die Suche nach und das Erleben in offenen Räumen: "der Raum, das Bild / ich suche dich / bleibt offen stehn / lass dein Auge / fallen".
Das Begehen und Begehren der Sprache selbst aber sind das eigentliche Feld, in dem diese Gedichte entstehen. Das passiert manchmal harsch ("kontern / und kentern im / im / Sprachfluss / der so harm / los daherkommt / daher kommt mein Misstraun / den Misston verfehlt"), manchmal feststellend ("den damals / aufgelesenen, gierig / veratmeten Rhythmus / legtest du nicht mehr / ab, lege ich / immer wieder an"). Zumeist jedoch geben die Texte dem nach, was sich nur wortweise aussprechen lässt – "euer blasses s / schöpft kein Wasser mehr / aus dem Himmel- / hochjauchzend aber / ein Docht / ist mir zugelaufen" –, und machen damit ihrerseits neue Räume auf.
Die Lyrikerin Karin Fellner schreibt dazu: "… andersmäulige Geschöpfchen sind diese Gedichte, im brüchig Ge/Besungenen, gleichzeitig Lichtungen lassend, raufellig-zart – und was mir nun sehr aufging: Nicht nur das schon an den Worten erfahrene karg UND sinnliche Da-Sein, sondern das in allen Neigungen, allen Wortbeugungen vorhandene Hingewendet sein auf – auf ein Du, auf ein Außen, das mehr ist als außen, ein Innehalten und Innewerden über das Ich hinaus, und wie die Berührungswinkel der Worte virtuelle Linien ausstrecken, so was wie 'tender intendere' (zärtlich das Streben auf etwas richten)."
Die Autorin selbst nennt ihre oft fragmenthaften und kurzzeiligen Texte, mit denen sie jetzt ohne Vorpublikationen erstmals an die Öffentlichkeit tritt, gerne "Vorkommnisse". Der Nachtext weist dieses als eines ihrer liebsten aus: "mit dem Küchenmesser / durchdrungen die / Botschaft / des Lichtklöppels". – Das ist fern von jeglicher Aktualität im Sinne des Zeitgeschehens und gesellschaftlicher Diskurse. Umso interessanter, dass Anja Bayer fast zeitgleich zum eigenen Debüt ein thematisch und formal völlig anders ausgerichtetes Projekt initiiert hat: Gemeinsam mit Daniela Seel arbeitet sie derzeit als Herausgeberin an der Anthologie "Lyrik im Anthropozän", die 2016 erscheinen wird und Gedichte von rund 70 zeitgenössischen Autorinnen und Autoren zum Thema der unwiderruflichen Veränderung der Erde durch den Menschen versammelt.
Video
Textprobe(n)
Geräusch-
schnitte
die
dir das zuckende
Panorama zuwirft
jemand
fragt
aber, merkst du
der Himmel liegt
auf der Iris
auf
Tulpenschorf
ich in der Dünkeltasse
kristallisiere Noch und Nur
euer blasses s
schöpft kein Wasser mehr
aus dem Himmel-
hochjauchzend aber
ein Docht
ist mir zugelaufen
die heiligen Marien
rühren sich an
Gott grüßt
im freien Raum
schral un
günstig
und trunken
das wuchert fett-
glänzend zur Seite
Jemandem
damit anderes
triftig
trifft ich:
das ist nicht sicher
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ungewußtes Fell
Lyrik
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ALS BUCH:
Broschur
80 Seitenmit Plakatumschlag
Format: 130 x 186 mm
Auslieferung: ab 15. März 2016
D: 17,00 Euro A: 19,00 Euro CH: 21,00 Euro
ISBN (Print) 978-3-936826-67-8
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