Belletristik
Oleg Jurjew
von zeiten. ein poem
reihe staben, band 05
"Ich bin eigentlich überzeugt, daß jedes Gedicht – ob es nun eine Angabe des Handlungsortes enthält oder nicht – irgendwo passieren muß. Gedichte, die nirgendwo passieren, sind im Grunde keine Gedichte, sondern bloß – Worte." (Oleg Jurjew) Mit dem Band »Von Zeiten. Ein Poem« legt der russische Schriftsteller Oleg Jurjew, der seit 1991 in Frankfurt am Main lebt, nun den zweiten Teil seiner Poemtrilogie vor. Erneut entführt der Autor den Leser mit seinen Streifzügen zu bekannten und unbekannten Orten und Landschaften und damit verbundenen Beobachtungen, Ereignissen und Phantasien. Sie sind Anlässe für die oft sehr skurilen, ironischen, manchmal sarkastischen, wie auch sehr feinen und scharfen Kurztexte des Buches. Mit einen gewissen Tagebuchcharakter ausgestattet, entwirft der Autor seine ganz eigene Sprache, die voller Humor steckt. Einige Schauplätze begegnen dem Leser nicht zum ersten Mal, andere sind hinzugekommen wie auch die Gedanken und Beobachtungen über Frauen und Männer, die Tiere oder auch die Bäume …
Andere Titel des Verlags bzw. der Autorin/des Autors
Verlagstexte
Mit dem Band "Von Zeiten. Ein Poem" legt der russische Schriftsteller Oleg Jurjew, der seit 1991 in Frankfurt am Main lebt, nun den zweiten Teil seiner Poemtrilogie vor.
Anlässlich des Erscheinens dieses Bandes wird der erste Teil "Von Orten. Ein Poem" zeitgleich, vom Autor durchgesehen und mit veränderter Ausstattung, in der Reihe staben neu aufgelegt (zuerst 2010 als Band 13 erschienen in der Reihe black paperhouse).
Oleg Jurjew, 1959 geboren in Leningrad, lebt seit 1991 als freier Autor in Frankfurt am Main. Er schreibt auf Russisch und Deutsch, sein Werk umfasst zahlreiche Veröffentlichungen in verschiedensten literarischen Genres: Lyrik, Prosa, Theaterstücke, Essays und Kinderbuch. Seine Texte sind ins Deutsche, Französische, Italienische, Polnische, Tschechische, Bulgarische und Englische übersetzt; seine Theaterstücke wurden in mehreren Ländern erfolgreich inszeniert.
Zuletzt von ihm erschienen sind die Bücher "In zwei Spiegeln. Gedichte und Chöre (1984–2011)" und "Halbinsel Judatin" (2014).
Oleg Jurjew erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. 2010 den Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil der Stadt Heidelberg.
In "Von Orten. Ein Poem" nehmen die Streifzüge des Autors ihren Anfang. Seine oft tagebuchartigen Kurztexte stecken voller Ironie, skuriler und feinsinniger Beobachtungen und Gedanken und sind vor allem eines: auf eine ganz eigene Art voller Humor und Ideen. Die Schauplätze sind in jeder Hinsicht vielfältige, bekannte und unbekannte: die Kurpfalz, Frankfurt, Florenz, Zürich, Leningrad, das Elsass etc., diese Orte und Landschaften voller eigenartiger Menschen, Tiere und Geschichten.
In "Von Zeiten. Ein Poem" entführt der Auto den Leser erneut: nicht nur zurück an schon bekannte Orte und in schon bekannte Landschaften, sondern das Spektrum wird – nicht nur örtlich – noch erweitert. Venedig, Tampere, Paris, Lissabon, Jerusalem oder auch Edenkoben werden nun untersucht und beschrieben, während Frankfurt stets ein zentraler Ausgangspunkt bleibt.
Orte sind hier auch Anlässe für Phantasien und den Entwurf einer ganz eigen Sprache, dabei werden die, die dem Leser öfter und immer wieder begegnen, gleichzeitig eindringlicher wie auch unwirklicher.
In einem Interview hat Oleg Jurjew folgendes gesagt:
"Ich bin eigentlich überzeugt, daß jedes Gedicht – ob es nun eine Angabe des Handlungsortes enthält oder nicht – irgendwo passieren muß. Gedichte, die nirgendwo passieren, sind im Grunde keine Gedichte, sondern bloß – Worte. Ich muß nicht immer unbedingt verstehen, wo die Gedichte passieren, die ich lese (es reicht, daß ich fühle: Irgendwo passieren sie sicher), aber bei Gedichten, die ich schreibe, weiß ich fast immer sehr genau, wo das ist und wie dieser Ort aussieht. Eigentlich sehe ich ihn und befinde mich in ihm. Manchmal weiß ich erst nicht, wo ich bin, und erst, während ich das Gedicht vollende, verstehe ich: Schwarzmeerküste, Gantiadi, Anfang der 1980er Jahre. In diesem Sinne ist die Zeitangabe keine Zeitangabe im eigentlichen Sinne, jedenfalls keine Angabe der Zeit, zum Kampf gegen welche (wie ich mir einst sicher war) oder zur Koexistenz mit welcher in irgendeiner Form, den Kampf natürlich eingeschlossen (wie ich jetzt etwas erweitert glaube), die Literatur existiert.
Man kann es auch so sagen: Ich schreibe Gedichte, um herauszufinden, wo sie passieren."
Beide Bände sind mit Sekundärtexten und Plakatumschlag ausgestattet sowie sorgsam gestaltet (unter Verwendung von künstlerisch-kartografischen Arbeiten aus der Serie »dauerlandschaft – the remixes« von Michael Wagener).
Presse- und Autorenstimmen
Der Frankfurter Autor entführt den Leser mit seinen ganz eigenen sprachlichen Streifzügen nicht nur durch bekannte Landschaften und Orte, sondern in nicht geahnte Gebiete und Gefilde. Ausgestattet mit Plakatumschlag, der eine ausführliche Biografie sowie einen Interviewtext enthält, knüpft das Buch nahtlos an die anderen Bände der Reihe »staben« an.
(http://www.lovelybooks.de/autor/Oleg-Jurjew/Von-Zeiten-Ein-Poem-1198319031-w/
)Video
Textprobe(n)
NACHDEM ICH GESTORBEBN BIN
Nachdem ich gestorben bin, werde ich zu deinem Hund, wahrscheinlich, zu einer französischen Bulldogge auf kurzen krummen Beinen und mit hängenden Falten im runden stumpfnasigen Gesicht und Öhrchen wie beim Teufel.
Oder (solltest du den Medizinkram nicht scheuen, der bei dieser kränklichen Rasse unausbleiblich ist) zu einem Japan-Chin, winzig, flaumig und schnell-langsam, wie zusammengeschraubt aus dicht-pelzigen weißen und schwarzen Zierfischen – dem furchtlosen Hund der Samurais, behauptete Jelena Schwarz, die auch gestorben ist.
Zur Not auch zur gemeinen sowjetischen Bolonka, mit fliederlila Locken auf der Stirn und vor den Augen und einem Glasperlenblick durch diese ihre Locken – um auf deinem Schoß zu liegen, oder im Sessel neben dir, und an nichts zu denken, und nichts zu wollen, außer auf deinem Schoß liegen oder im Sessel neben dir.
Und zu schlafen, und zu erzittern, und aufzukreischen, wenn ich geträumt habe: Irgendwann war ich dein Mann gewesen.
Ohne hinzuschauen, wirst du deine Hand ausstrecken und mich zwischen den Ohren kraulen: Beruhige dich, Kleiner, das ist nur ein Traum. Bei Hunden hat das keine Bedeutung.
DER TOD IST EIN BAHNHOF
Der Tod ist ein Bahnhof, wie sie Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurden: mit einer Kuppel, aus gußeisernen Lilien zusammengeflochten. In die Lilien sind trübe Glasstückchen eingefaßt, die kaum Sonne herein-lassen. Auf den Dachbalken sitzen Tauben mit gesträubten Federn. In den spitzen Fenstern erblinden Glasbilder, von den Granitbodenplatten ist das Muster abgelaufen.
Züge gibt es keine, die Bahnsteige sind leer. Passagiere sitzen und liegen in der Haupthalle auf Bänken aus Mooreiche: Einige schlafen (und träumen den Bahnhof), andere essen aus Tüten, sie nah am Gesicht haltend, noch andere lesen eine zerknitterte Zeitung aus dem letzten Jahrhundert. Kinder stampfen, kreischen aber nicht. Lange Hunde schreiten zwischen den Bän-ken, den Brustkorb querhin bewegend, kurze Hunde zittern bei greisen, baretttragenden Damen auf dem Schoß. Männer mit großen Koffern und Frauen mit kleinen Kindern stehen geduldig Schlange vor dem Fahrkarten-schalter, Fahrkarten gibt es aber nicht und hat es niemals gegeben. Der Lautsprecher spricht laut und unverständlich in unbekannten Sprachen, von Zeit zu Zeit erstickt er und verstummt.
Einmal oder zweimal pro Ewigkeit kommt ein Zug aus gelben, blauen und grünen Waggons, der schwarzen, sich ausweitenden Rauch aus einem schwarzen, sich ausweitenden Rohr bläst. Dieser Zug nimmt alle mit.
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von zeiten. ein poem
Lyrik
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ALS BUCH:
Broschur
64 Seitenmit Plakatumschlag
Format: 130 x 186 mm
Auslieferung: ab September 2015
D: 15,00 Euro A: 17,00 Euro CH: 19,00 CHF
ISBN (Print) 978-3-936826-77-7
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