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Wasserfrauen

Belletristik

Florence Hervé

Wasserfrauen

Wasser als Lebensmittel und Wirtschaftsfaktor, Werkstoff, Inspiration oder Herausforderung: Florence Hervé und Thomas A. Schmidt porträtieren 23 Frauen aus einem Dutzend europäischer Länder – Gondoliera, Schwimmweltmeisterin, Unterwasserarchäologin, Wasserrechtlerin oder Iglu-Architektin. Der Text- und Bildband führt die facettenreichen Beziehungen zwischen Mensch und Wasser eindrucksvoll vor Augen und nimmt dabei immer wieder auch politische und ökologische Aspekte in den Blick.

Verlagstexte

Zugang zu Wasser bedeutet Macht; die Kontrolle der Wasserversorgung durch Staudämme dient immer wieder als politisches Druckmittel, und multinationale Konzerne machen Milliardengeschäfte mit dem "Blauen Gold". Gleichzeitig verfügen 780 Millionen Menschen über keine ausreichende Versorgung mit sauberem Trinkwasser, 20 Millionen sterben jedes Jahr durch verseuchtes Wasser. Durch den fortschreitenden Klimawandel wachsen die Bedrohungen durch Überschwemmungen einerseits, Wasserknappheit andererseits. Wasserfrauen zeigt Wasser in den verschiedensten Erscheinungsformen und Zusammenhängen und führt in 23 Porträts die engen und facettenreichen Beziehungen zwischen Mensch und Wasser vor Augen.

Leistungssportlerinnen wie die Wildwasserkanutin Franziska Biechler oder die Schwimmweltmeisterin Swann Oberson kommen dabei ebenso zu Wort wie die Unterwasserarchäologin Barrie Andrian und die Museologin Carinne Bertola. Für die Schriftstellerin Emmanuelle Pagano und die Opernintendantin Elisabeth Sobotka ist Wasser in verschiedener Hinsicht Inspiration, für Katerina Koritsa, die eine Wassermühle im griechisch-albanischen Grenzgebiet betreibt, Grundlage ihrer beruflichen Existenz. Ungewöhnliche Einblicke gewähren auch Fliegenfischerin, Eisbildhauerin, Iglu-Architektin und Schifferin, und die venezianische Gondoliera Giorgia Boscolo ist als erste Frau in ihrem Beruf eine Pionierin.

Den Herausforderungen durch Hochwasser und Überschwemmungen an Elbe, Niederrhein und in den Niederlanden widmen sich Ökologin, Landschaftspflegerin, Ingenieurin und Stadtplanerin – sei es durch die Verstärkung von Deichen, sei es im Rahmen von Deichrückverlegungen und Renaturierungsprojekten oder durch Planung und Gestaltung von Auffangsystemen für Regenwasser.

Die Umweltwissenschaftlerin und -aktivistin Akgün Ilhan in Istanbul und Zhaki Shubber, Dozentin für Wasserrecht und -diplomatie am UNESCO-Institut in Delft, setzen sich mit den politischen Dimensionen von Wasser als Machtmittel und Wasserknappheit auseinander, und Birsen Argun berichtet von ihrem Engagement gegen den Bau des Tigris-Staudamms nahe ihrem Heimatort Hasankeyf.

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© Cover: Verlag, Foto(s): Thomas A. Schmidt

Presse- und Autorenstimmen

Das Buch ist auch ein Kunstwerk voller schöner Worte und Sätze und besonderer Bilder, es zeigt Ungewöhnliches.

(

Anja Röhl, junge Welt

)

Dieses vor Informationen und interessanten Frauen überbordende, aufwendig produzierte Buch ist selbst eine Quelle der Inspiration und ideale Sommerlektüre.

(

Stephanie Hanel, www.buecherfrauen.de

)

Textprobe(n)

Am Anfang war das Wasser ...

Wasser ist Quelle des Lebens, Grundlage menschlicher Entwicklung. Es ist wandlungsfähig, erscheint still, plätschernd, rauschend, strudelnd oder wild, als Regentropfen, Schneeflocke oder Eisberg. Es ist durchsichtig, blau, silbern, grün, braun, schwarz, oder trüb, fließend oder stehend. Es spiegelt wider, ist unendlich und zeitlos, kann lebenserhaltende sein oder zerstörerische Kraft.

Im Alltag begegnet es uns als Leitungswasser, Lebensmittel, Freizeitelement oder Heilbad.

Am Anfang war das Wasser. Das Urelement, aus dem der menschliche Körper wie die Oberfläche unseres blauen Planeten zu zwei Dritteln besteht – darunter 2,5 Prozent Süßwasser.

Wasser ist Symbol des Lebens, des Todes, des Kreislaufs und der Vergänglichkeit. In Schöpfungsmythen gilt das Urgewässer als weiblich. In den meisten Kulturen wurden die Meere und die Seen mit einer Großen Mutter oder Muttergöttin in Verbindung gebracht. Bis ins Mittelalter wimmelte es von Wasserfrauen und -müttern, von Nymphen – wohltätige Geister von Quellen, Seen, Flüssen und Meeren –, von Nixen und Sirenen. Es waren sowohl todbringende wie lebens- und segenspendende Wesen.

Die Wasserfrauen symbolisierten die Identifikation von Frauen mit dem Wasser. Zum Beispiel Aphrodite, die aus dem Mittelmeer entstiegene Göttin. Oder Thalassa, Gattin des Okeanos und Göttin des Mittelmeeres. Melusine, Schlangenweib und Geist des Wassers, beschützte die Brunnen. Viviane (auch Nimueh genannt), Dame des Sees und Königin des Wassers, hütete die Quelle und den See, aus welchem König Artus das Schwert Excalibur erhielt. Die keltische Fee Morgane schöpfte ihre magischen Kräfte aus dem Wasser. Loreley, die Flussnixe auf dem Felsen und Zauberin von Bacharach, lockte die Schiffer an und zog sie in die Tiefe hinab. Undine lebte in Waldseen und an Wasserfällen – und konnte, ebenso wie die kleine Meerjungfrau, nur eine Seele erhalten, wenn sie sich mit einem Menschen vermählte.

In vielen Religionen wird Wasser heute noch als Lebensquelle verehrt und als Element für Riten benutzt, zur Reinigung und zur Heilung: Ob im Christentum bei der Taufe, im Judentum in der Mikwe, im Islam bei den Waschungen und im Hamam oder im Buddhismus. In den griechischen, keltischen und römischen Kulturen gab es bereits Thermen – das Heilbad diente der physischen Reinigung und der Entspannung.

Wasser bedeutet Leben und Überleben: als Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen, für die Ver- und Entsorgung. Wasser als Trinkwasser und für den Haushalt, zur Herstellung von Lebensmitteln, für Energie und Transport, für Landwirtschaft und Industrie. Wasser als Heilkraft, für medizinische Zwecke, zur Freizeitgestaltung.

Frauen haben ein enges Verhältnis zum Wasser. Denn sie sind für den Großteil der Care-Arbeit verantwortlich, wozu sauberes Wasser benötigt wird – zum Trinken, Ernähren, Kochen, Waschen, Spülen, Putzen, Pflegen. In ländlichen Regionen von industriell wenig entwickelten Ländern kümmern sich Frauen zudem um die Wasserversorgung. Nicht zuletzt durch diese Verantwortung und durch die noch immer fehlende sanitäre Grundversorgung sind Mädchen und Frauen von der gleichberechtigten Teilhabe an Bildung ausgeschlossen.

Doch wenn es um die gesellschaftliche Nutzung von Wasser geht, sind Frauen bei relevanten Entscheidungen auf kommunaler, nationaler und internationaler Ebene unterrepräsentiert und werden mit ihrem Wissen kaum beteiligt. Technische und wirtschaftliche Aspekte des Wassers gelten als Männersache.

Multinationale Konzerne wie Nestlé, Veolia oder Coca-Cola machen Riesengeschäfte mit dem kostbaren Gut Wasser, dem »blauen Gold«. Wer Zugang zu Wasser und zu Quellen hat, hat Macht. Regierungen können Wasser für strategische Zwecke nutzen, indem sie mit Staudämmen anderen Anrainerstaaten Wasser vorenthalten, indem sie die Wasserverteilung diskriminierend regeln.

Trotz des weltweiten Mangels an sauberem Trinkwasser wird Wasser insbe­sondere in Industrieländern, aber auch in Schwellenländern, vergeudet und verschmutzt. Hinzu kommt der bedrohliche Klimawandel mit zunehmenden Dürreperioden und steigendem Meeresspiegel.

Entscheidende Wasser-Ökosysteme gingen laut WWF in den vergangenen hundert Jahren verloren: weltweit über 50 Prozent der Flusssysteme, Moore und Seen. Heute herrscht in vielen Regionen Süßwasserknappheit.

Nach Berechnungen der Vereinten Nationen droht der Hälfte der Menschheit bis zum Jahr 2050 Unterversorgung mit Wasser. Schon jetzt haben mehr als 780 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. 2,6 Milliarden Menschen fehlt eine sanitäre Grundversorgung. 20 Millionen Menschen sterben jährlich durch verseuchtes Trinkwasser. Ein Drittel des Grundwassers ist in Deutschland mit Nitrat verunreinigt. Die Zeiten, in denen Wasser ein fast unerschöpfliches Gut war, sind lange vorbei.

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen erkannte am 28. Juli 2010 das Recht auf sauberes Trinkwasser und Sanitärversorgung als ein Menschenrecht an, das unverzichtbar für den vollen Genuss des Lebens und aller anderen Menschenrechte ist. Die UN-Aktionsdekade »Wasser – Quelle für das Leben« 2005-2015, der seit 1993 am 22. März begangene Weltwassertag sowie die seit 1997 alle drei Jahre stattfindenden alternativen Weltwasserforen erinnern an die Bedeutung des Wassers.

Auch im Zusammenhang mit dem Klimawandel ist in den letzten Jahren das Bewusstsein für die Wassergefährdung gestiegen. Wissenschaftlerinnen und Aktivistinnen wie Vandana Shiva, Maud Barlowe und Maria Mies warnen vor der

Globalisierung und der Privatisierung von Wasser. Menschen aus Nichtregierungsorganisationen und Bürgerinitiativen treten gegen Privatisierungsbestrebungen im Bereich der Wasserversorgung ein. Mehr als 1,9 Millionen EU-Bürger/innen unterstützten 2013 das Europäische Bürgerbegehren für das Menschenrecht auf Zugang zu Wasser und sanitärer Grundversorgung sowie für öffentliche Wasserversorgung. Sie traten gegen die Vermarktung der Wasserwirtschaft ein, die die Vergabe des Allgemeinguts Trinkwasser in die Hand von Konzernen ermöglicht. Frauen engagierten sich in aller Welt: gegen Staudämme, bei deren Bau durch Raub an indigenem Land oder Abholzen von Regenwäldern wie in Brasilien und Indien die Lebensgrundlage von Zehntausenden Menschen zerstört wird, aber auch gegen die Einführung von unsozialen Wassergebühren wie in Irland und Italien. Und weil Frauen in städtischen und privaten Wasserversorgungs- und Abwasserunternehmen unterrepräsentiert sind, fordern sie die Berücksichtigung von Genderaspekten bei Entscheidungen im Wassersektor als unverzichtbar für ein nachhaltiges und sozial gerechtes Wassermanagement.

"Unsere" Wasserfrauen erzählen von der Vielfalt und der Schönheit des Wassers, aber auch von dessen Gefährdung. Und sie laden dazu ein, in das Thema Wasser einzutauchen.

Wir haben Frauen aufgesucht, die mit dem Wasser durch ihre Arbeit verbunden sind, als Ingenieurin, Umweltschützerin, Unterwasserarchäologin, Völkerrechtlerin, Gondoliera, Wäscherin oder Stadtplanerin.

Frauen, die sich vom Wasser inspirieren lassen, als Musikerin, Malerin, Schriftstellerin, Theaterfrau oder Eisbildhauerin.

Frauen, die Wasser als Abenteuer, Erholung oder Herausforderung erleben, als Schwimmerin, Kajaksportlerin, Anglerin, Schifferin, Iglu-Architektin, Supervisorin einer Therme oder als Aktivistin gegen Staudammbau oder gegen Wasserprivatisierung.

In Bild und Wort werden über zwanzig Frauen aus einem Dutzend europäischer Länder in den unterschiedlichsten Süßwasserlandschaften vorgestellt – an Flüssen, Bächen, Seen, Schluchten, Mooren, Schneefeldern – oder an Brunnen, Wassermühlen, Schleusen, Kanälen und Staudämmen …

Dabei entsteht ein vielfältiges Bild des Wassers wie auch der Beziehung von Frauen zum Wasser.

(Florence Hervé)

Wasserfrauen
ALS BUCH:
Hardcover

vierfarbig, kartoniert

176 Seiten
Format: 200 x 260 mm
Auslieferung: bereits ausgeliefert
D: 29,00 Euro A: 29,90 Euro CH: 37,00 CHF

ISBN (Print) 978-3-932338-88-5

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