Verlagstexte

Als ein Kind des Kampfes gegen die Apartheid wurde Kimathi im tansanischen Exil geboren und verschrieb sein Leben der Revolution. Seit er 1994 im neuen Südafrika angekommen ist, steigt sein Stern unaufhaltsam. Er hat alles, was er sich wünscht. Als eingeschworene ehemalige Kampfgenossen schanzen sich Kimathi und seine Freunde große Aufträge und Jobs zu, genießen sie, worauf sie Lust haben: Frauen, teure Autos, Alkohol, Designerkleidung. Doch Kimathi Titos Welt hat Risse, seine Ehe ist kaputt, geschäftlich wird die Verlässlichkeit der Freunde immer fragwürdiger.

Und er wird die Vergangenheit nicht los. Trauma und Gewalt werfen ihre Schatten auf die Erfolgsgeschichte des Comrade und fordern ihn heraus. Eine Geschichte über Rache und Sühne und die Gespenster der Vergangenheit, die rasant Fahrt aufnimmt, eine Tour de Force durch die Unwegbarkeiten des neuen Südafrika, das auf Schweigen und Trauma gebaut ist.

Niq Mhlongo verschränkt die Erzählung von Kimathis Leben mit ständigen Rückblicken auf die Exilzeit, in der Folterverhöre und Machtexzesse an der Tagesordnung waren. In welchem Verhältnis stehen unbedingter Gehorsam und Verantwortung zueinander, Ideal und Wirklichkeit, Loyalität und Verrat, wer ist Opfer, wer ist Täter?

Niq Mhlongo widmet sich in seinem dritten Roman der Geschichte des bewaffneten Kampfes gegen die Apartheid und was diese Vergangenheit für seine Helden im neuen Südafrika bedeutet. Selbst ein Kind der Befreier geht Mhlongo den psychologischen Folgen für eine Generation Südafrikas nach, die von Gewalt, Exil und Entfremdung geprägt wurde und deren Geschichten keiner mehr hören will.

Magischer Realismus trifft auf die Boomtown Johannesburg, Lady Macbeth auf einen Helden unserer Zeit, den seine Vergangenheit einholt. Und das in einem atemberaubenden Tempo, das den Leser nicht loslässt.

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Die Gedanken begannen in Kimathis Kopf zu rasen, als sein Blick auf das leuchtende, in Blau- und Lilatönen gehaltene Gemälde an der Wand hinter der Bar fiel. Es war Pablo Picassos Akt mit grünen Blättern und Büste. Er hatte es vor einigen Jahren in China während einer Geschäftsreise gekauft. In einem edlen Rahmen aus Mahagoni hatte er es anschließend an die Fensterwand gehängt. Immer, wenn die Gäste, die er in seiner Privatbar empfing, das Bild kommentiert hatten, war sein Ego förmlich bis unter die Decke gewachsen. Und jeder hatte es kommentiert. Niemandem war je aufgefallen, dass es sich um eine Fälschung handelte. Die einzige Person, die sich nicht dazu geäußert hatte, war George. Er hatte über den Picasso nie ein Wort verloren.

Kimathi kannte sich mit Kunst nicht aus. Er hatte das Gemälde gekauft, nachdem er den Präsidenten einmal zufällig über Picasso hatte reden hören. Vor seinen Freunden hatte er stets scherzhaft behauptet, die nackte Frau auf dem Bild sei Mary, seine Geliebte. Dabei hatte er so getan, als würde er die großen Brüste der Frau liebkosen. Doch jetzt machte Mary ihm Angst. Sie erinnerte ihn an Lakeisha, die Hure von der Oxford Road, und in den dunkelsten Winkeln seiner Seele vermischte sich ihr Bild immer mehr mit dem der geheimnisvollen Senami.