Sachbuch
Ruth Weiss
Wege im harten Gras
Erinnerungen an Deutschland, Südafrika und England
Mit einem Nachwort von Nadine Gordimer
"Ich bin Jüdin, habe eine weiße Haut, lebe zwischen, aber nicht mit Afrikanern, war ständig auf der Reise. Manchmal mit einer Absicht, einem Ziel und oft, allzu oft auf der Flucht vor Menschen und Verhältnissen, irgendwo zwischen Europa und Afrika. Das eine nannten die Ämter 'Aufenthalt', das andere 'Heimat'. Die Frage war nur: Wo war ich zu Hause?"
Verlagstexte
"Ich bin Jüdin, habe eine weiße Haut, lebe zwischen, aber nicht mit Afrikanern, war ständig auf der Reise. Manchmal mit einer Absicht, einem Ziel und oft, allzu oft auf der Flucht vor Menschen und Verhältnissen, irgendwo zwischen Europa und Afrika. Das eine nannten die Ämter 'Aufenthalt', das andere 'Heimat'. Die Frage war nur: Wo war ich zu Hause?"
Ihr Vater, der sich - wie viele andere auch - "als guter Deutscher jüdischen Glaubens" versteht, verliert bereits 1933 seine Arbeitsstelle in der Spielwarenindustrie, verläßt Deutschland und findet mit Hilfe von Verwandten in Südafrika eine neue Bleibe. 1936, kurz bevor Südafrika die Einwanderung von Juden durch ein Gesetz radikal einschränkt, kann auch die restliche Familie, darunter die damals 12jährige Ruth, auf dem Frachtschiff Tanganyika nach Johannesburg emigrieren.
Sensibilisiert durch das eigene Schicksal und politisiert durch die Mitarbeit im Unabhängigen Kulturverein, wendet sich die junge Ruth Weiss dem Journalismus zu. Zwischen 1942 und 1994 berichtet sie für zahlreiche südafrikanische und britische Zeitungen und Rundfunkanstalten. Sie, die als Jüdin dem Unrechtssystem der Nazis hat entkommen können, gehört zu den Ersten, die gegen das süafrikanische Apartheit-System anschreiben. Daraufhin wird die unbequeme Journalistin während eines Auslandsaufenthaltes im benachbarten Rhodesien (dem heutigen Zimbabwe) von der südafrikanischen Regierung zur persona non grata, zur unerwünschten Person, erklärt und mit Einreiseverbot belegt.
Video
Textprobe(n)
"Also, ihr habt etwas über Nicaragua gehört. Ihr habt unsere schwarzen Schwestern aus Tansania Kirchenlieder singen gehört. Ihr habt mit dem Trommler aus Ghana getanzt. Aber jetzt kommt mal etwas anderes, etwas über Südafrika. Über Apartheid. Ihr kennt dieses Wort ..."<7p>
Der Pfarrer, jung und gelassen, winkt mich zum Mikrophon. Ich gehe nach vorn, erwarte, dass er mich vorstellt, und überlege, was ich anschließend sagen werde. Es ist der 16. Juni 1979, Kirchentag in Nürnberg. Der Saal ist brechend voll, Tausende sind noch draußen, man hört, wie sie versuchen, sich hineinzuzwängen. Die Dritte-Welt-Party ist offensichtlich ein Volltreffer.
"Ja, also, Ruth Weiss ... Ich weiß nicht, was ich sagen soll: Du sprichst deutsch wie eine Deutsche, weißt aber anscheinend alles über Südafrika. Kannst du das vielleicht erklären? Dich selbst vorstellen?"
Vor mir im Saal, inmitten der Gesichter, mein Sohn. Zu ihm spreche ich vielleicht mehr als zu den anderen, den Unbekannten. Im Halbdunkel kann ich ihn nicht sehen.
"Ja, das ist wohl eine Frage, die ich so nicht erwartete. Ich werde versuchen, sie zu beantworten. Wo ich herkomme? Von hier, ich bin nicht weit von hier geboren. Nebenan sozusagen, in Fürth. Und wenn ich jetzt noch sage, dass ich 1924 geboren wurde und 1936 von hier fort musste, brauche ich wohl kaum zu erklären, warum ..."
Ich schlucke. Kein Ton mehr im Saal. Sie hören zu! Erstaunlich. Sie hören einer Jüdin zu, einer Frau, die etwa dreimal so alt ist wie die meisten von ihnen.
"Von Fürth nach Johannesburg. Ein weiter Schritt? Nicht unbedingt. Ihr wisst, dass diese Stadt hier seit den 3oer Jahren nie wieder so viele Menschen auf einmal aufgenommen hat ... damals, im Jahr 1935, ich konnte es noch miterleben, ging es um die Treffen Tausender junger Nazis. Nürnberg ist ja nicht nur wegen der Lebkuchen bekannt oder für den diesjährigen Kirchentag: Es gab Nürnberger Gesetze, später dann die Nürnberger Prozesse ...".
Im Saal ist es immer noch stumm. Ich sehe nichts mehr, nicht einmal mehr das Mikrophon, erkenne niemanden in der Menge. Ich erzähle, was es bedeutete, ein jüdisches Mädchen zu sein, in Nürnberg im Jahre 1936. Ich erzähle auch, dass Apartheid, die Trennung von Rassen, in Südafrika keineswegs absurd ist, genau so wenig, wie es in Nürnberg damals nicht absurd war, dass ein Arier nicht mit einer Jüdin verkehren durfte.
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Biographie
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ALS BUCH:
Softcover
306 Seiten
Format: k. A.
Auslieferung ab 15. September 2016
D: 18,00 Euro A: 18,00 Euro CH: 24,40 CHF
ISBN (Print) 978-3-86841-162-1
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Dr. Andreas W. Hohmann
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